Heike Schönfelder: „Betriebe schätzen unsere gute Infrastruktur in Langenfeld“

Heike Schönfelder hat sich als Leiterin der Wirtschaftsförderung in Langenfeld eingearbeitet. Ihrer Meinung nach muss eine Senkung der Gewerbesteuer wohl überlegt sein.

Langenfeld. Heike Schönfelder ist seit November Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung.

Sie haben kürzlich gesagt, Sie hätten Ihren roten Faden gefunden. Was meinen Sie damit?

Heike Schönfelder: Dass ich ein grobes Handlungsprogramm habe, wie ich mein Aufgabenfeld hier angehen möchte, und was ich angehen möchte.

Fangen wir mal mit dem „Was“ an. Was wollen Sie angehen?

Schönfelder: Ich möchte auf jeden Fall dem Abwandern von Betrieben entgegenwirken. Ich möchte angehen, dass wir neue Gewerbeflächen entwickeln, denn wir haben nichts mehr, was wir Interessenten anbieten können. Und ich möchte den Standort Langenfeld weiter positionieren und profilieren.

Und „wie“ wollen Sie das umsetzen? Mit Ihrem weiblichen Charme?

Schönfelder: Das notfalls auch (lacht). Aber eigentlich eher mit Hardware. Ich will mich kümmern. Eine Wirtschaftsförderung ist ein Kümmerer — wir wollen für die Unternehmen da sein. Ich möchte aktiv auf die Unternehmen zugehen, bevor es zu irgendwelchen Problemen kommt.

Sehen Sie Monheim als Konkurrenz für Langenfeld?

Schönfelder: Jein. Monheim ist natürlich mit dem Standort direkt am Rhein attraktiv. Aber ich glaube, dass Betriebe eher unsere Lage schätzen, weil sie wegen der verkehrlichen Infrastruktur außergewöhnlich gut ist. Außerdem setze ich auf Verlässlichkeit und Kontinuität. Und ich glaube, dass das den Unternehmen genauso wichtig ist. Mit Blick nach Monheim muss man erst mal abwarten, ob das eine langfristige Entwicklung ist.

Dass Ecolab zuerst Langenfeld ins Auge gefasst hatte und dann doch abgewandert ist, war doch bestimmt ein harter Schlag.

Schönfelder: Ja, das schmerzt ein wenig, ganz klar. Aber davon sollte man sich nicht in Panik versetzen lassen, sondern einfach ruhig auf Nachhaltigkeit und Qualität setzen.

Wird Langenfeld nachziehen und auch die Gewerbesteuer senken?

Schönfelder: Das ist noch nicht entschieden. Da muss man die Entwicklung abwarten und auch auf die Wünsche der Unternehmen eingehen.

Aber wenn Sie die Unternehmen fragen, werden die doch auf jeden Fall eine geringere Gewerbesteuer wollen, oder?

Schönfelder: Nicht auf jeden Fall. Es kommt ja drauf an, ob sie sich mit Abwanderungsgedanken befassen, wenn wir den Satz nicht senken, oder ob sie sagen: „Nein, der Standort ist rundum so gelungen, dass wir das in Kauf nehmen.“ Ein Unternehmen profitiert natürlich auch davon, wenn es der Kommune wirtschaftlich gut geht.

Einige Fraktionen befürchten, dass sich eine Abwärtsspirale ergeben könnte, wenn immer weitere Kommunen den „Gewerbesteuerkampf“ mit Monheim aufnehmen. Wie sehen Sie das?

Schönfelder: Das sehe ich auch so. Das wäre so etwas wie Kannibalismus und macht keinen Sinn.

Aber würde nicht genau dieses Szenario eintreten, wenn Sie die Gewerbesteuer auf Wunsch der Unternehmen senken?

Schönfelder: Wir würden ja nicht unter den Satz von Monheim gehen, wir würden gleichziehen. Ich denke, das ist noch mal was anderes. Wir eröffnen ja nicht den Wettbewerb und gehen noch mal einige Punkte drunter.

Einige Fraktionen sind dagegen, sich von Unternehmen „unter Druck setzen zu lassen“. Nach dem Motto: Entweder ihr senkt die Steuer oder wir sind weg. . .

Schönfelder: Eine Kommune lebt von Gewerbesteuern. Sie hat so gut wie keine andere Einnahmequelle. Und: Wenn Betriebe abwandern würden und Menschen arbeitslos werden, dann wäre das nicht nur ein Verlust von Gewerbesteuern, sondern auch eine Erhöhung von Ausgaben, indem nämlich Soziallasten steigen.

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