Hippotherapie auf Gut Langfort: Ein Therapeut mit vier Hufen

Auf Gut Langfort wird Hippotherapie angeboten — eine Art Krankengymnastik auf dem Pferd.

Langenfeld. Behutsam setzen Manuela und Alexander Elsen-Pospiech aus Düsseldorf ihre kleine Tochter Lucia-Maria auf das große Pferd. Die Dreijährige kann es kaum noch abwarten, bis sich das Tier in Bewegung setzt. Lucia-Maria lächelt und quietscht, die Freude ist ihr sichtlich anzumerken. Das Mädchen leidet an Epilepsie, ihre Entwicklung ist im Rückstand.

Sie spricht nicht und ist in ihrer Motorik eingeschränkt. Seit August des vergangenen Jahres kommt sie einmal pro Woche zum therapeutischen Reiten in die Landes-Reit- und Fahrschule (LRFS) auf Gut Langfort — seit kurzem gibt Lucia-Maria Laute von sich. „Man merkt, dass Lucia-Maria auf dem Pferd richtig entspannt“, sagt Manuela Elsen-Pospiech und freut sich über das Lachen ihrer Tochter.

Unter dem Begriff „therapeutisches Reiten“ werden therapeutische sowie heilpädagogische Maßnahmen zusammengefasst. An der LRFS bietet die Diplom-Sozialpädagogin Jessica Kau schon seit mehr als zehn Jahren heilpädagogisches Reiten und Voltigieren an. Durch die steigende Nachfrage wurde jetzt das Angebot erweitert. Mit der Hippotherapie wird nun auch der physiotherapeutische Bereich abgedeckt.

Während bei der Hippotherapie der physiotherapeutische Aspekt im Fokus steht, konzentriert sich das heilpädagogische Reiten auf die persönliche und soziale Entwicklung der Teilnehmer. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit neurophysiologischen Einschränkungen können unter der Anleitung von Physiotherapeutin Vanessa Szabo aufs Pferd klettern. Die Leverkusenerin absolvierte eine Zusatzausbildung zur Hippotherapeutin. „Das Angebot richtet sich in erster Linie an Kinder ab vier Jahren mit motorischen Einschränkungen, die zum Beispiel durch das Down-Syndrom, Spastiken, Autismus, Entwicklungsverzögerungen oder Muskeldysbalancen entstehen“, sagt die 31-Jährige. Aber auch nach Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Verletzungen oder bei Multipler Sklerose kann die Hippotherapie nach Angaben der Therapeutin helfen.

„Normalerweise sind das Einzelsitzungen, aber nach Absprache sind auch Gruppeneinheiten möglich“, sagt Szabo. Manuela Elsen-Pospiech ist voller Hoffnung, dass die Therapie auch bei ihrer Tochter zu weiteren Erfolgen führt: „Die Tochter einer Freundin ist Autistin. Sie hat auch nicht gesprochen. Durch das therapeutische Reiten aber hat sie das Sprechen gelernt. Es wurde sozusagen auf diese Weise in ihr ausgelöst.“

Eine spezielle Ausrüstung wird indes nicht benötigt: „Sportliche Kleidung, insbesondere eine eng anliegende Hose ohne Nähte, reicht aus“, erklärt Szabo. Allerdings sei ein Helm, notfalls für den Anfang auch ein Fahrradhelm, sinnvoll. „Wichtig ist aber eine ärztliche Bescheinigung, dass es keine Kontraindikationen, wie es zum Beispiel bei Epilepsie möglich ist, gibt“, rät Szabo.

Bevor die Therapie entsprechend vorbereitet werden kann, müssen Interessierte zunächst einen Befundbogen ausfüllen. Dann kann es losgehen. Die Therapieeinheiten spielen sich im Schritt ab. Die dreidimensionalen Schwingungsimpulse des Pferdes setzen Bewegungsreize, auf die der Körper reagiert. Dadurch werden Gleichgewicht, Koordination, Rumpfaufrichtung, sensomotorische Fähigkeiten und Psychomotorik gefördert.

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