In den Anden als Hebamme unterwegs

Sabine Burchardt (51) hat viele Jahre in Südamerika als Geburtshelferin gearbeitet und zwei Bücher darüber verfasst.

In den Anden als Hebamme unterwegs
Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Wenn Mutter und Kind wohlauf sind, dann ist das für Sabine Burchardt (51) ein ganz wunderbares Gefühl. „Ich ermuntere die Frauen, ihren eigenen Weg im Umgang mit dem Baby zu finden“, sagt die Hebamme, die im In- und Ausland tausenden von Müttern in der Familiengründungsphase zur Seite gestanden hat und seit 2008 als Familienhebamme für die Stadt Langenfeld tätig ist.

Seit über 20 Jahren arbeitet sie in ihrem Wunschjob. „Mit 14 Jahren hatte ich den Traum, dass ich einmal Hebamme werden will und später in Südamerika arbeite“, erzählt Sabine Burchardt, die als Kind deutscher Eltern in Costa Rica geboren wurde und mit zehn Jahren nach Deutschland kam.

Doch der Weg zu ihrem Traumjob war für die Familienhebamme lang. Weil es nach dem Abitur keinen Ausbildungsplatz für sie als Hebamme gab, machte sie zunächst einmal eine kaufmännische Ausbildung. Kurz vor ihrer Prüfung wurde ihr dann doch noch ein Ausbildungsplatz an einer Hebammenschule angeboten. „Den habe ich trotzdem abgelehnt, denn ich wollte erst einmal meine kaufmännische Ausbildung beenden“, sagt Sabine Burchardt.

Nachdem die Hebamme schließlich mit 30 Jahren doch noch einen Platz an einer renommierten Hebammenschule in Bensberg erhält, beschließt sie nach ihrem Abschluss und einiger Zeit Berufserfahrung, als Entwicklungshelferin für drei Jahre nach Bolivien zu gehen. In einem kleinen Krankenhaus in San Ignacio de Velasco, 500 Kilometer nördlich von Santa Cruz, bildete sie Krankenpflegekräfte und empirische Hebammen in Geburtshilfe aus.

Sabine Burchardt förderte auch den Austausch mit den einheimischen Hebammen hoch oben in den Anden. „Viele Frauen haben die Hebammenkunst von ihren Müttern oder Großmüttern ganz traditionell erlernt, allerdings gibt es eine hohe Sterblichkeitsrate durch Infektionen, falsche Handgriffe oder Mangelernährung der Mütter. Sie bekommen oft bis zu zehn Kinder, von denen zumeist ein Drittel stirbt.

Zu ihren Schulungen, die zuvor über das Dorfradio angekündigt wurden, kamen die Parteras (Hebammen) und Curanderos (Heiler) aus weit verstreuten Dörfern, um von der Deutschen zu lernen. „Am Abend kamen die Männer mit ihren Instrumenten, und dann tanzten die Hebammen bis tief in die Nacht. Das war großartig“, erzählt Burchardt.

Schwieriger fand sie oftmals ihre Arbeit in den Krankenhäusern mit den nach westlichen Lehrbüchern ausgebildeten jungen Ärzten, die nicht auf die Gepflogenheiten der indigenen Bevölkerung vorbereitet worden waren. „Die wunderten sich, warum so wenige Chiquitano-Frauen zur Geburt ins Krankenhaus gingen.“

Sabine Burchardtschnappte im Hochland auch erste Vokabeln auf Quechua lernte. „Die Sprache der Inkas begeistert mich auch heute noch“, so die Hebamme. „Vor kurzem konnte ich hier in Langenfeld bei einem Begrüßungsbesuch peruanische Großeltern auf Quechua ansprechen“, freut sie sich. „Da soll noch einmal einer sagen, man könnte mit einer Indianersprache hier in Langenfeld nichts anfangen“, sagt Burchardt lachend.

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