Pflege der Städtepartnerschaft mit Montale und Ennis

Während sich neue Partnerschaften mit Montale und Ennis anbahnen, will die Stadt die mit Batangas City „ruhen lassen“.

Langenfeld. Die Reiseberichte waren euphorisch. Die Gastfreundschaft sei überwältigend gewesen, die Gespräche persönlich und die Städte liebenswert. Zwei Delegationen waren in den vergangenen Wochen nach Montale in der Toskana und Ennis in Irland gereist, um die Freundschaft zwischen den Städten und Langenfeld zu pflegen.

Sowohl Bürgermeister Frank Schneider, der nach Montale gereist war, als auch der stellvertretende Bürgermeister Dieter Braschoss, der in Ennis den St. Patrick’s Day verbrachte, sehen nach dem Aufenthalt Potenzial, aus der Freundschaft eine Partnerschaft zu machen.

„Es war ein vielversprechender Austausch“, sagt Braschoss. Und auch Schneider scheint dem Signal aus Montale nicht abgeneigt: „Man sagte uns, wir sollten mal in die Puschen kommen und aus der Freundschaft eine Partnerschaft werden lassen.“ Angedacht sei der Austausch von Praktikanten in Betrieben sowie ein künstlerisches Programm. „Ein lokaler Klangkünstler könnte auch nach Langenfeld kommen“, sagt Schneider.

Dabei hat Langenfeld bereits mehrere Partnerstädte. Mit dem in der Picardie gelegenen französischen Senlis und dem polnischen Gostynin führt Langenfeld durch seine Politiker und Vereine einen regen Austausch. Die Partnerschaft zu Batangas City, der fast 300 000 Einwohner zählenden Stadt auf den Philippinen, ist hingegen eingeschlafen.

„Der Name existiert eigentlich nur noch auf dem Schild, auf dem die Partnerstädte aufgeführt sind“, sagt Rolf Gassen. Der ehemalige Ratsvorsitzende der FDP hatte die Partnerschaft von 1998 mit initiiert — und würde gerne an ihr festhalten.

„Ich weiß allerdings, dass die meisten Handelnden im Rathaus heute nicht mehr wissen, wo die Stadt liegt und welche Probleme dort anstehen“, sagt er. Um neue Projekte in Angriff zu nehmen, werde es keine Mehrheit im Rathaus geben. Eine einseitige Kündigung des Vertrages halte er jedoch für falsch.

Er befürchte einen Gesichtsverlust der Stadt Langenfeld. „Das wäre für Batangas City ein Schuss vor den Bug.“ Man müsse das Verhältnis, wenn es nicht anders gehe, auslaufen lassen.

Entstanden war die Partnerschaft ursprünglich aus der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit. „Wir haben 1989 mit der Entwicklungszusammenarbeit auf kommunaler Ebene eine Vorreiterposition in Deutschland eingenommen“, sagt Gassen.

Zunächst war die Beziehung allerdings von sehr einseitiger Natur. So unterstützte Langenfeld Batangas City vor allem bei der Verwaltungsreform sowie der Versorgung von Straßenkindern durch Einrichtung sogenannter „drop in centers“, in denen Kinder Essen und eine Unterkunft für die Nacht finden.

Langenfeld stiftete einem philippinische Hospital sogar einen Krankenwagen. „Als uns die Leute berichteten, dass sie ihre Kranken mit Privatautos ins Krankenhaus bringen, mussten wir Abhilfe schaffen“, sagt Gassen. Der gespendete Wagen ist noch immer im Einsatz.

Doch bald schon wurde aus der einseitigen Hilfe eine lebendige Partnerschaft. „Zuerst waren wir selbst viel auf den Philippinen, um vor Ort zu helfen. Zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags kamen aber auch Politiker aus Batangas City zu uns“, sagt Gassen. So wurde der Vertrag abgeschlossen, der, wie bei Partnerschaften üblich, keiner Laufzeit unterliegt und damit eigentlich auf „ewig“ ausgelegt ist.

„In meinen Augen besteht derzeit keine wirkliche Partnerschaft unserer Stadt mit Batangas City“, sagt Frank Schneider. Für ihn reicht der eingeschlafene Austausch der beiden Städte nicht für eine Partnerschaft aus. „Ich spreche mich dafür aus, das Verhältnis einfach ruhen zu lassen“, sagt er.

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