Projekt "Bullerbü": Geschützter Ort — starke Kinder

"Bullerbü" ist ein neues Projekt des SkF für Kinder, die Zeugen häuslicher Gewalt geworden sind. Sie sollen das Erlebte verarbeiten.

Langenfeld. Auf dem Tisch liegen Backformen, Mehl und Rührschüssel, auf einem anderen bunte Zettel mit Strichmännchen in den unterschiedlichsten Positionen. Alles ist vorbereitet für den Nachmittag, an dem fünf Kinder im Alter zwischen sechs und acht Jahren den Gruppenraum des SkF an der Immigrather Straße stürmen werden. Es sind Kinder, die Zeugen von häuslicher Gewalt geworden sind. Kinder, die in dem gemütlichen Gruppenraum einen Ort finden sollen, über das Geschehene zu sprechen.

Das Projekt „Bullerbü“ des SkF ist im Februar gestartet. Die Pädagoginnen Nadine Büttner und Andrea Lehmann betreuen die fünfköpfige Gruppe von Mädchen und Jungen, die mit einem gewalttätigen Vater zusammengelebt haben. „Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt ist, dass die Trennung vom gewalttätigen Elternteil bereits erfolgt ist“, sagt Stephanie Krone, Fachbereichsleiterin Familie und Jugend beim SkF.

Parallel zu den Gruppenstunden mit den Kindern finden Elterngespräche statt. „Darin erfahren wir, was die Kinder erlebt haben und wie die aktuelle Situation in der Familie ist“, sagt Nadine Büttner. Viele Eltern seien auch verunsichert, wie sie am besten, zu Hause mit dem Erlebten umgehen sollen. Nicht darüber reden oder offensiv ansprechen, dass der Vater die Mutter beinahe totgeprügelt hätte? „In den Gesprächen bieten wir dem Elternteil Unterstützung“, sagt Krone.

„Kinder, die Gewalt gesehen oder erfahren haben, denken oft, sie seien die einzigen, die so etwas erfahren haben. In der Gruppe lernen sie, dass es anderen auch so geht, und Gewalt kein Tabu-Thema ist“, sagt sie.

Jede Gruppenstunde läuft nach einem Muster ab: Zunächst erklären die Kinder anhand von Befindlichkeitsmännchen, wie ihre derzeitige Stimmung ist. „Dann folgt ein Spiel mit Bewegung. Da können alle einfach Kind sein“, sagt Büttner. Nach einer Bastel- oder Backaktion setzen sich Kinder und Betreuerin mit dem Thema Gewalt auseinander. Ein sogenannter „Seelenvogel“ hilft, sich dem Thema spielerisch zu nähern. Er wohnt in jedem Menschen und besteht aus vielen Schubladen — mit Erlebnissen und Gefühlen. „Ziel des Projektes ist, dass Kinder in sich selbst einen sicheren Ort aufbauen, der sie auch vor möglichen künftigen negativen Erlebnissen schützt. „Sie sollen nicht in der ständigen Angst leben, noch einmal so etwas zu erfahren“, sagt Andrea Lehmann.

Das Projekt, das sich an Kinder zwischen sechs und 14 Jahren richtet, ist zunächst auf ein Jahr begrenzt — ob die finanziellen Mittel vom Ehe- und Familienfonds des Bistums (20 000 Euro) für ein weiteres Jahr zur Verfügung gestellt werden, ist nämlich noch unklar.

Einen schönen Raum hat die Gruppe schon mal gefunden. Der in die Jahre gekommene Gruppenraum ist dank mehrerer Sponsoren (Toom-Baumarkt, Smidt Küchencenter, Ara Shoes, Leo’s Langenfeld-Monheim und einem privaten Spender) auf Vordermann gebracht worden.

“ Weitere Infos zum Projekt „Bullerbü“ gibt es beim SkF, Telefon 02173 / 394760

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