Südeuropäer suchen hier Jobs

Viele junge Menschen aus Ländern wie Spanien hoffen seit der Schuldenkrise auf eine neue Perspektive.

Langenfeld. Esther Diaz Cortes, Cristiana und Isabel Pereira haben ihre Heimatländer verlassen und den Schritt ins Unbekannte gewagt. Drei junge Frauen, die ein gemeinsames Ziel verbindet und nach Langenfeld geführt hat: Arbeit zu finden.

Was die 32-jährige Esther in Spanien erfahren musste, wird wohl noch andere junge Spanier ereilen — trotz einer guten Ausbildung arbeitslos zu sein. Esther hat in ihrer Geburtsstadt Córdoba gleich zwei Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen: zur Tourismuskauffrau und zur Flugbegleiterin. „Für beides habe ich keinen Job gefunden“, erzählt sie.

Stattdessen arbeitete sie als Kellnerin. Doch ihre Situation verschlechterte sich weiter. Ihre Arbeitszeit wurde sukzessive verkürzt, bis sie nur noch bei acht Stunden pro Woche lag; angefangen hatte sie mit 40 Stunden. „Als mein Mann auch immer weniger Geld verdiente, hat es nicht mehr zum Leben gereicht“, sagt Esther. Sie wollten weg aus Spanien und nach Deutschland, genauer nach Langenfeld. Hier lebt Esthers Schwiegermutter.

Inzwischen lernt Esther seit über einem halben Jahr viermal in der Woche fleißig Deutsch in einem der Integrationskurse an der VHS Langenfeld. Sie weiß genau, wie unerlässlich das ist: „Ich muss Deutsch können, bevor ich mich bewerbe.“

An der VHS Langenfeld spiegelt sich die Krise in Südeuropa in den Zahlen wider. „Seit Mitte 2012 ist die Tendenz deutlich, dass wir in unseren Kursen mehr junge Leute aus Südeuropa haben“, berichtet der stellvertretende Leiter der VHS Detlef Kralemann. Während die spanischen Teilnehmer in der ersten Jahreshälfte 2012 nur 0,6 Prozent aller Teilnehmer in den Deutschkursen ausmachten, waren es im zweiten Quartal dieses Jahres bereits 3,95 Prozent.

Wie Esther lernen auch die Schwestern Isabel und Cristiana an der VHS Deutsch. Sie sind zu Beginn des letzten Jahres aus Portugal nach Deutschland gekommen. Isabel ist fertige Informatikerin und hatte sogar Aussicht auf einen Job. „Als ich fertig war, hat die Firma dicht gemacht“, berichtet die 22-Jährige. Ihre Schwester Cristiana hat in Aveiro Grundschullehramt studiert, aber „seit der Krise schließen in Portugal immer mehr Schulen und es gibt weniger Stellen.“

Da eine gute Freundin ihres Vaters schon sehr lange in Langenfeld lebt, riet sie den Beiden, ihr Glück in Deutschland zu versuchen, was sie nun tun.

Ohne ihre Eltern. Bisher bereuen die Schwestern ihre Entscheidung allerdings nicht. „Unsere Freunde in Portugal bekommen nicht einmal mehr Krankengeld“, hält die 24-jährige Cristiana fest.

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