Wenn die Eltern psychisch krank sind

Der Förderkreis „Kipkel“ bietet betroffenen Familien im Kreis Mettmann Unterstützung an.

Langenfeld/Haan.Wenn Eltern unter Ängsten oder Depressionen leiden, verändert sich auch das Leben ihrer Kinder. Der gewohnte Lebensrhythmus wird unterbrochen, das vertraute Miteinander fehlt. Der Alltag ist durch Unsicherheit und Sorgen geprägt. Soziale Beziehungen leiden ebenso wie die berufliche Leistungsfähigkeit. Für Kinder ist eine psychische Erkrankung der Eltern belastend und mit dem Gefühl von Haltlosigkeit verknüpft. Hinzu kommt die Verunsicherung von Müttern oder Vätern, die oft nicht wissen, wie sie ihren Kindern das eigene Gefühlschaos erklären sollen. Ist es überhaupt gut, mit einem Kind über die elterliche Erkrankung zu sprechen? Und wie kann man etwas erklären, wofür selbst Erwachsene nur schwer Worte finden?

„Das sind schwierige Fragen“, meint Silke Forkert vom Förderkreis „Kipkel“. Das von Dr. Wolfgang Schwachula, Chefarzt der Langenfelder LVR-Klinik, geleitete und in Haan ansässige Präventionsprojekt unterstützt und begleitet Kinder psychisch kranker Eltern und deren Familien. „Das größte Dilemma ist die Sprachlosigkeit“, sagt Forkert. Oft falle es schwer, mit Kindern über psychische Erkrankungen zu sprechen. Dabei sind die Folgen im Alltag meist gravierend. Butterbrote für die Schule einpacken, zum Sport begleiten, gemeinsame Wochenendausflüge: All das ist psychisch kranken Müttern oder Vätern oft kaum noch möglich.

Schwierig wird es vor allem dann, wenn die Kinder selbst zu viel Verantwortung übernehmen oder sich womöglich gar die Schuld geben. „Vor allem jüngere Kinder erkennen die Ursache nicht und beziehen Stimmungen schnell auf sich“, sagt Forkert. Den betroffenen Eltern rät sie zu Offenheit im Umgang mit ihrer Krankheit. Dabei könne auch die Lektüre von Kinderbüchern helfen, in denen psychische Erkrankungen altersgerecht erklärt werden.

So nutzen manche von „Kipkel“ betreute Familien den Hund als Symbol für die Depression. Er kann einen Namen bekommen, wirkt somit weniger bedrohlich und das Thema Depression wird für alle Familienglieder ansprechbar.

Mal kann der Hund klein und zahm, ein anderes Mal groß und aggressiv sein. Meist können Kinder so besser verstehen, wie sich der erkrankte Elternteil gerade fühlt. Oft seien es allerdings auch immer noch das Schamgefühl und die Angst vor gesellschaftlichen Reaktionen, die Depressionen oder Angststörungen zu einem Tabu werden lassen, mit dem sich Familien im Verborgenen quälen. Forkert: „Manchmal wird auch befürchtet, dass das Jugendamt das Sorgerecht entzieht.“ Auch wenn solche Ängste vieler Eltern in den meisten Fällen unberechtigt sind, führen sie dazu, dass um psychische Erkrankungen in der Familie eine Mauer des Schweigens aufgebaut wird. Um die zu durchbrechen, müssten Eltern sich allerdings selbst auf den Weg machen.

„Für Kinder ist es viel leichter damit klarzukommen, wenn sie wissen, dass der erkrankte Elternteil sich von einem Arzt oder Therapeuten helfen lässt“, weiß Forkert.

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