Ein Grenzgänger als Poet - Gino Pacifico

Gino Pacifico schreibt Gedichte über italienische Schicksale — und die Liebe.

Mettmann. Doch jede Münze hat zwei Seiten, mit unterschiedlichen Bildern, die untrennbar miteinander verbunden sind. So untrennbar, wie die Heimatgefühle, die Gino Pacifico (59) bewegen, Autor des Gedichts „Untrennbar“. Der gebürtige Italiener lebt seit 1978 in Deutschland. Er ist Italiener und Deutscher, nicht nur, weil er zwei Pässe hat. Nachdem der Lehrer mit Doktortitel in den Vorruhestand gegangenen ist, hat er seinen ersten Gedichtband veröffentlicht, mit dem Titel „Indivisibile — Untrennbar“ . Am Freitagabend wurde sein Werk im Italienischen Kulturinstitut in Köln offiziell präsentiert.

Geschrieben hat der Pädagoge, der viele Jahre an der Mettmanner Hauptschule, aber auch an der VHS unterrichtet hat, immer. Das erste Gedicht mit 16 Jahren. Später, in Deutschland, folgten Drehbücher für Kurzfilme. Pacifico wurde mehrfach ausgezeichnet, bekam die Goldmedaille des Landes NRW.

In seinem Buch, das zweisprachig ist, finden sich Gedichte aus den 1970er- bis 1980er-Jahren. „Gino Pacificos Gedichte besingen das Verlassen. Der Autor hat die schwierigen Umstände eines Emigrantenschicksals erfahren und als solcher lebt er auf der Grenzlinie“, schreibt die Lektorin Silvia Leoni im Vorwort. Doch in der Sammlung geht es nicht nur um Emigration, natürlich drehen sich Pacificos Gedichte auch um die Liebe. Und auf die letzten Seiten des Buches hat er Kindergedichte gepackt.

Die Emigration treibt den „dottore“, wie ihn die Italiener an jeder Ecke mit einem freundlichen „ciao“ begrüßen, nicht nur als Schriftsteller um. Als gewählter Vertreter des italienischen Generalkonsulats kümmert sich Pacifico um seine italienischen Landsleute, hilft ihnen etwa bei Behördengängen. Und vor vier Jahren gründete er den Deutsch-Italienischen Kulturverein Mettmann.

Dass sich seine italienischen Landsleute kaum für das Land interessieren, in dem sie leben, ärgert ihn. „Sie gucken italienisches Fernsehen und wissen gar nicht, was in Deutschland passiert. Aber sie leben doch nun mal hier, und nicht in Italien“, sagt Pacifico. Als Deutscher liebt er an Italien das Wetter und das Essen, als Italiener mag er die „deutsche Ordentlichkeit und die Korrektheit der Menschen. Wenn dir hier jemand sagt, ich helfe dir, macht er es auch. In Italien bedeutet das, na ja, vielleicht mal gucken“, sagt Pacifico.

Einige Gedichte hat er zuerst auf Deutsch, andere erst auf Italienisch geschrieben — und sie später in die jeweils andere Sprache übersetzt. Eine Regel, wann er deutsch oder italienisch schreibt, gibt’s nicht. „Ich werde oft gefragt, wie denkst du, italienisch oder deutsch. Aber das kann ich nicht sagen, man denkt einfach spontan.“

Pacifico mag Lyrik, „weil ein Gedicht oft mehr sagen kann als ein ganzer Roman“. Seit einiger Zeit überlegt er, einen Roman zu scheiben. „Es geht um Afghanistan und Deutschland.“ Doch vorher will er noch einen zweiten Gedichtband herausbringen. Pacificos Lieblingsdichter ist Dante Alighieri, der Autor der „Göttlichen Komödie“.

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