Erkrath: Pracht von gestern: Gründerzeit-Villen ohne Leben

Niemand will die schönen Bauten im Bayer-Park sowie auf dem Posemarée-Gelände beziehen. Sie sind zu teuer oder zu verfallen.

Erkrath. Ein Gebäude mit Geschichte: Einst residierte in der opulenten Bayer-Villa Friedrich Bayer, der Gründervater und Namensgeber des gleichnamigen Pharma-Konzerns. Vom Glanz früherer Zeiten hat das denkmalgeschützte Bauwerk im Bayer-Park nichts eingebüßt. Im Gegenteil - das bekannte Gründerzeit-Gebäude sieht ausgesprochen frisch aus, wurde vor 15 Jahren noch grundsaniert und ist bezugsfertig. Als "repräsentativer Firmensitz" wird das Objekt derzeit im Internet angeboten. Das Problem: Niemand will dort einziehen.

Der Eigentümer, eine Erkrather Firma für Personaldienstleistungen, findet keinen Mieter. Es gebe zwar Interessenten, doch mit denen könne man sich nicht auf einen angemessenen Mietpreis einigen, heißt es aus dem Unternehmen. Im Fall der Fälle sei man auch bereit, zu verkaufen. Auf rund 3,5 Millionen Euro wird der Kaufpreis des Gebäudes in Immobilienkreisen beziffert. Doch ob vermietet oder verkauft: Die Chancen, dass demnächst jemand die Bayer-Villa bezieht, dürften derzeit so gering wie nie sein. "Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation gibt es wahrscheinlich kaum Firmen, die bereit sind Geld, für das Objekt auszugeben", sagt ein Mitarbeiter jenes Unternehmens, dem die Villa gehört.

Immerhin konnte man für ein anderes Gebäude, das ebenfalls im Besitz der Firma ist und das gemeinsam mit der Bayer-Villa eine Art Ensemble bildet, vor einiger Zeit einen Mieter finden. Es geht um das Kutscherhaus, ebenfalls denkmalgeschützt, allerdings ungleich preisgünstiger. Merkwürdig nur: Ein Blick auf das triste, moosbedeckte Haus lässt allerdings vermuten, dass auch dort noch kein Leben eingekehrt ist. Näheres wollte der Eigentümer nicht erklären.

Die Bayer-Villa ist nur ein Beispiel für prominente Leerstände in Erkrath. Ein weiteres Trauerspiel: die weiße Villa auf dem Posemarré-Gelände. Seit Jahren befindet sich das 1880 erbaute Haus im Dornröschenschlaf - unbenutzt und verfallen. Einen Lichtblick gibt es allerdings: Der Besitzer, die Neue Mitte GmbH, hat bereits im Sommer einen Abriss ausgeschlossen. Und nun bietet eine Aussage von Constanze Paffrath, Geschäftsführerin der Neuen Mitte, Anlass zu Spekulationen, die Mut machen. Anfang kommenden Jahres wolle man Neuigkeiten rund um das bereits vieldiskutierte Sanierungsvorhaben verkünden, sagt Paffrath. Wer weiß: Vielleicht werden potenzielle Nutzer der Weißen Villa, wenn sie denn einmal im neuen Gesicht erstrahlt, nicht mehr widerstehen können.

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