Haan: Die Silvesterparty ist abgesagt

Organisator Teddy Henschke meldet zu wenig Umsatz und zu aggressive Besucher.

Haan. "Wir haben uns dazu durchgerungen, keine Silvesterfeier mehr auf dem Neuen Markt zu organisieren", sagt Teddy Henschke (53). Auf dem Neuen Markt in der Frühlingssonne stehend nehmen er und seine Frau Tina Boos-Henschke (46) schweren Herzens Abschied von "ihrem Baby".

Sieben Jahre lang haben sie die Open-Air-Feier zum Jahresende rund um den Brunnen auf die Beine gestellt. Hatte die Veranstaltung zu Beginn noch viel Familiäres, wuchs die Zahl der Besucher in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. "Und die Gäste wurden immer aggressiver", sagt Tina BoosHenschke. "Jetzt haben wir einen Punkt erreicht, an dem wir das nicht mehr verantworten können."

Tieffliegende Böller und Knaller, die gezielt in die Besuchergruppen geworfen oder geschossen werden, verderben den Spaß an der Party. Dreimal hat Tina Henschke im vergangenen Jahr die Polizei rufen müssen. Gebracht habe das nichts. "Außer dass meine Frau zur Zielscheibe wurde", sagt Teddy Henschke.

Ein großes Brandloch in ihrer Daunenjacke zeugt von den "Attacken". Auch sei die Tür zur Eisdiele "Eisbär" eingetreten und ein Knaller gezielt auf die Leinwand geworfen worden. Sachschaden: 1400 Euro. "Das zahlt mir niemand."

Gründe genug für Teddy und Tina Henschke, die Feier in diesem Jahr abzusagen. Denn auch der Umsatz stimme nicht mehr. "Die Leute bringen sich ihre Getränke alle selbst etwas mit", sagt Teddy-Henschke. Das habe dazu geführt, dass seine Mitstreiter in den vergangenen zwei Jahren immer mit einem Minus in der Kasse ins neue Jahr gestartet sind.

Vier Gastronome hätten ihm jetzt die rote Karte gezeigt und wollten nicht mehr mitmachen. "Die Party funktioniert nur, wenn auch der Umsatz stimmt. Wir haben eine tolle Bühne mit einer tollen Musik- und Lichtanlage, das kostet ja auch."

Und noch ein Problem können die Organisatoren und ihre Helfer nicht lösen: das mit dem Müll. "Wir stellen hier immer einen Container auf", sagt Henschke, "aber den benutzt niemand." Auch die Mülltüten, die an jedem Stehtisch angebracht werden, bleiben bis in die frühen Morgenstunden gänzlich unbenutzt. "Dafür stehen die Tische voll mit Flaschen, die die Gäste mitgebracht haben", sagt er.

Am Ende sind es immer er, seine Frau und seine Mitstreiter, die aufräumen müssen. "Der Container mit zehn Kubikmetern Fassungsvermögen war am Neujahrmorgen voll", erinnert er sich. "Wir mussten sogar ein paar Müllsäcke daneben stellen, die nicht mehr hineinpassten." Natürlich fegen sie den ganzen Platz auch noch, dazu sind sie von der Stadt verpflichtet worden. "Das ist eine Menge, Menge Arbeit."

Dennoch haben sich die Henschkes im Gespräch mit der Stadt, die bereits über die Absage informiert wurde, die Option für weitere Silvesterpartys auf dem Neuen Markt offengelassen. "Vielleicht hat ja jemand eine zündende Idee, wie es weitergehen könnte", sagt Tina BoosHenschke. Denn sie wollen den Platz weder absperren noch die Party nach Drinnen verlegen. Und für das Engagieren eines Sicherheitdienstes fehle das Geld.

Da bleibt den Henschkes am Silvesterabend nur die Flucht. "Wir verkrümeln uns", kündigt Teddy Henschke an. "Wir werden nicht hier sein."

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