Handwerk schafft Edel-Design

Die Firma Seibel in Mettmann setzt vor allem mit ihren Bestecken weltweit Trends.

Mettmann. Geradezu revolutionär war diese Schlichtheit für die damalige Zeit. 1959 brachte die Seibel Designpartner GmbH aus Mettmann die Besteckserie „mono-a“ auf den Markt. Deren Markenzeichen: Keine Schnörkel, kein Firlefanz. Dafür aber klare Linien, Schlichtheit und Funktionalität. Der Klassiker ist immer noch Bestandteil des aktuellen Programms. Sein Preis heute: 625 Euro für ein 24-teiliges Besteck-Set.

Dass die Messer, Gabeln und Löffel aus dieser Serie heute immer noch ein Renner bei Designliebhabern sind und unter anderem im Museum of Modern Art in New York ausgestellt werden, hätte damals niemand gedacht in Mettmann. Aber so werden noch heute die „mono-a“-Bestecke in der Produktionshalle an der Mettmanner Industriestraße gefertigt.

Doch „mono-a“ ist nur eine von vielen Serien, die Seibel in der Produktpalette hat. In der Fertigungshalle hängen in Reih und Glied unterschiedliche Musterstücke an der Wand, die Maschinen rattern, die Arbeiter prägen und stanzen Metallstücke zu Besteckteilen.

Danach gehen die Werkstücke in die Schleiferei, wo die Messer, Gabeln, Löffeln oder auch Kellen in akkurater Handarbeit in Form gebracht werden. Und zwischen den einzelnen Maschinen geht Wilhelm Seibel, der Firmenchef, umher, grüßt seine Mitarbeiter beim Namen — das ist die Kultur des Unternehmens: Klein und familiär geht es dort zu.

Insgesamt arbeiten 36 Menschen im Mettmanner Unternehmen. „Hinzu kommt aber eine ganze Infrastruktur weiterer Partner, mit denen wir zusammenarbeiten. Zum Beispiel die Designer, Glashersteller und Werkzeugbauer“, sagt Wilhelm Seibel.

Der Chef legt Wert darauf, dass die Geschäftspartner möglichst aus der Umgebung kommen. „So können die Kunden davon ausgehen, dass sie ein möglichst regionales Produkt kaufen, wenn sie ,mono’ in den Händen halten“, sagt er.

Die Bestecke oder Teekannen, die ebenfalls zum Produktsortiment gehören, werden alle in Mettmann hergestellt. „Die Herstellung ins Ausland zu verlagern, kommt für uns nicht infrage. Wir stehen zum Standort“, sagt Seibel.

Das schlägt sich auch auf den Preis nieder — frei nach dem Motto: „Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben“. Das sei eben kein Massenprodukt, sondern handgemacht, begründet Seibel die Premiumpreise. So würde jeder Kaffeelöffel 26 Mal in die Hand genommen, bevor er verkauft wird, ein Tischmesser sogar 90 Mal.

In Euro liest sich dann so: Ein Löffel kostet 26 Euro, ein Tischmesser ab 66 Euro, ein Küchenmesser ab 120 Euro. „Dafür garantieren wir eine Qualität, die Großkonzerne, die ausschließlich maschinell produzieren, nicht bieten können.“

Die Marktriesen kopieren gerne das, was aus dem Hause Seibel kommt. „Es ist schon häufiger vorgekommen, dass wir Vorreiter waren für Produkte, die dann zur Massenware geworden sind. Das ist natürlich auf der einen Seite ärgerlich. Auf der anderen Seite zeigt das, dass wir ein Gespür in Sachen Design haben.“

Die Entwürfe zu den Produkten liefern freiberufliche Designer. Die Entscheidung, welche umgesetzt werden, fällt der Chef nicht alleine. „Das geschieht im Team.“

Die großen Märkte Europa und USA hat Seibel längst erobert. Auch in Japan finden die Produkte reißenden Absatz. „Die können mit der Schlichtheit unserer Produkte viel anfangen“, sagt Seibel. Jetzt will er China erobern.

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