Heinrich-Heine-Gymnasium: Keine Chance für Mobbing

Am Heinrich-Heine-Gymnasium bieten Lehrer eine Anti-Mobbing-Sprechstunde an.

Metzkausen. „Jeder kann ein Opfer werden. Das hängt von der Klasse ab“, sagt Jochen Gödde, Vertrauenslehrer am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG). Mobbing gehört zum Schulalltag dazu — da ist auch die Schule in Metzkausen keine Ausnahme. Deshalb hat sich am HHG eine Gruppe von Lehrern zusammengetan, die jeden Tag in der zweiten großen Pause eine Anti-Mobbing-Sprechstunde anbietet.

„Wir haben hier ganz eigene Probleme“, sagt Oberstufenschüler Moritz Arndt (18). „Bei Klamotten gibt es beispielsweise Mobbing, wenn jemand keine Sachen der Marke Hollister hat.“ Der angehende Abiturient ist Mitglied der Streitschlichtergruppe, die sich aus Schülern zusammensetzt und ein niederschwelliges Angebot bietet. Streithähne können sich an die Schüler wenden. Die Streitschlichter und die Lehrer der Anti-Mobbing-AG tauschen einmal in der Woche aus.

Die Gründe, warum Mitschüler gemobbt werden, sind vielfältig, doch häufig geht es um Statussymbole wie Kleidung oder Handys. „Wenn sich ein Schüler nach dem Sport nicht duscht, kann er ebenso zum Außenseiter abgestempelt werden wie ein guter Schüler, der als Streber verspottet wird“, sagt die Referendarin Kathrin Michael. Gemobbt wird nicht nur auf dem Schulhof, sondern auch im Internet, bei Facebook oder Schüler-VZ.

Auch wenn nur drei bis vier Fälle pro Schuljahr am HHG vorkommen, wollen die Lehrer ein deutliches Zeichen setzen, „dass wir Mobbing nicht tolerieren“, sagt Gödde. Deshalb werden Schüler, Lehrer und Eltern sensibilisiert, Mobbing-Fälle möglichst schon im Anfangsstadium zu erkennen.

Das Anti-Mobbing-Team setzt nicht auf Strafe für den Täter, sondern auf Unterstützung des Opfers. „Wird ein Schüler gemobbt, wird in seiner Klasse mit Hilfe des Lehrers eine Unterstützungsgruppe gebildet“, sagt Gödde. Die Gruppe steht dem Mitschüler nicht nur bei Konflikten zur Seite, sondern versucht, ihm einen Weg zurück in die Klassengemeinschaft zu ermöglichen.

Diese Unterstützung sei wichtig, weil Schüler, die ständig ausgegrenzt und geärgert werden, sich oft völlig zurückziehen und isolieren. Ein Ort, wo das am HHG geschieht, ist die Bücherei, die in den Pausen von den Schülern genutzt werden kann. Gödde: „Die Bücherei wird von Eltern betreut, die angehalten sind, die Anti-Mobbing AG einzuschalten, wenn sie beobachten, dass jemand häufig die Pausen allein in der Bücherei verbringt.“

Die Eltern, die Streitschlichter aber auch die Klassenlehrer sind Sensoren, mit denen Gödde hofft, jeden Fall von Mobbing an der Schule aufzuspüren zu können. „Wenn ein Kind aus Angst nicht mehr in die Schule gehen will, haben wir versagt“, steht für den Lehrer fest.

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