Hochdahl: Ausdauer ohne Raumgewinn beim Spinning-Marathon

40 Sportler kamen am Samstag zum ersten Spinning-Marathon des TSV Hochdahl ins Gesundheitshaus.

Hochdahl. Die großen Fensterfronten sind beschlagen. Mehr als Radlerhose und T-Shirt sind bei der hohen Luftfeuchtigkeit unerträglich. Das Studio ist in rot-gelbes Licht getaucht; sanfte Chilloutklänge wechseln mit schnellen Beats ab, während 40 ehrgeizige Sportler auf Spinningrädern ihre Hintern strapazieren - acht Stunden lang.

"Das ist der erste Spinning-Marathon im TSV", erklärt Studioleiter Jörg Kuhl und wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß der vergangenen Stunde aus dem Gesicht - Ehrensache, dass er mitradelt, wenn auch "nur zwei Stunden".

Die meisten Teams bestehen aus bis zu vier Personen, die abwechselnd auf dem Rad sitzen. "Es sind aber auch Einzelne dabei, die die acht Stunden durchfahren", sagt Kuhl. Jürgen Fürtig ist einer von denen, die nicht davor zurückschrecken, den Großteil des Samstages auf dem Rad zu verbringen. "Nach sechs Jahren Spinning wollte ich mir ein höheres Ziel stecken", erklärt der 43-jährige Erkrather.

Also tritt er acht Stunden lang in die Pedale, mit bis zu 40 km/h. Ab und zu wird eine kurze Pause eingelegt, um ein trockenes Shirt anzuziehen und sich mit isotonischen Getränken, Bananen, Pasta oder Kuchen zu stärken. Dann geht es weiter, immer auf der Stelle. "Das ist kein Problem", sagt Fürtig. "Die abwechselnde Musik und die Trainer vorne auf der Bühne sind Motivation genug." Noch wirkt Fürtig fit - doch der Großteil des Marathons liegt noch vor ihm.

Etwas weniger hat sich Angelika Sienel vorgenommen. Gemeinsam mit ihrem Dreierteam erholt sie sich bei einem Kaffee von der ersten Etappe, bevor sie für weitere zwei Stunden aufs Rad steigt. "Das Schöne am Spinning ist die Wetterunabhängigkeit", meint Sienel, die seit sieben Jahren das Radeln auf der Stelle einer Tour durch den Wald vorzieht.

Sie gibt Fürtig recht: "Musik und ein guter Trainer sind wichtig - es geht mal bergauf, bergab, mal schneller, mal stehend", schwärmt sie. Eine bestimmte Fitness sei für den Marathon nicht nötig.

Da die Räder individuell eingestellt werden, strampeln Einsteiger neben Fortgeschrittenen. "Man kann jederzeit eine Pause einlegen oder ruhiger fahren", so Kuhl. "Einer unserer Teilnehmer ist bereits 75 Jahre alt."

Es ist längst dunkel draußen, als sich der Marathon seinem Ende nähert. Die Luftfeuchtigkeit hat tropische Ausmaße angenommen. Unter den Rädern haben sich Schweißpfützen gebildet, die Gesichter sind gerötet, Haare und Kleidung nicht feucht, sondern nass. Dennoch: Niemand schaut verbissen drein; niemand springt um 18 Uhr erleichtert vom Rad.

Unter Anleitung von Trainer Andreas Büttgenbach fährt sich die Gruppe aus. Anschließend folgen Lockerungsübungen; in beinahe meditativer Atmosphäre wird die geschundene Muskulatur gedehnt. Die Trainer erhalten begeisterten Applaus - und die Teilnehmer Tücher, um ihre Räder trocken zu wischen.

Bei Jürgen Fürtig ist von Erschöpfung keine Spur zu sehen. " Ich könnte noch weiterfahren", sagt er, und man glaubt es ihm. Nur das Hinterteil tue ihm weh, trotz gepolsterter Hose. Die acht Stunden Spinning scheinen an ihm spurlos vorüber gegangen zu sein. "Heute abend gehe ich auf eine Geburtstagsfeier; morgen spiele ich Basketball", erzählt er.

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