Hochdahl: Überzeugungsarbeit auf dem Sofa

Eltern aus der Sandheide, deren Kinder keinen Kindergarten besuchen, bekommen Besuch von Mitarbeitern des Jugendamts.

Hochdahl. Die Idee hat eigentlich eine weniger abschreckende Bezeichnung als "Sprachstandserhebung" verdient. Was sich da hinter sperrigem Amtsdeutsch verschanzt, ist die Erkenntnis, dass gutes Sprachvermögen Türen öffnet und Versäumnisse bei Kindern kaum noch auszubessern sind.

Als die Sprachtests aus der Sandheide ausgewertet wurden, fiel dem Jugendamt nicht nur auf, dass in diesem Stadtteil Förderung Not tut - "wir haben auch gemerkt, dass 29 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren gar nicht in den Kindergarten gehen", sagt Jugendamtsleiter Uwe Krüger.

Er betont, das im Stadtteil mit einem Ausländeranteil von über 50 Prozent nicht an der Nationalität festmachen zu wollen. "Da sind auch Deutsche darunter, die ihr Kind nicht angemeldet haben." Jeder Fall soll in den kommenden Wochen geprüft werden. Krüger: "Es ist ja beispielsweise möglich, dass Kinder aus der Sandheide einen Kindergarten in Unterbach besuchen."

Es wird deutlich, dass Krüger alles vermeidet, was als Stigmatisierung der kindlichen Förderung in den Haushalten von Ausländern interpretiert werden könnte. Handlungsbedarf für genau diesen Personenkreis sieht er hingegen sehr wohl.

Anders ist nicht zu erklären, dass Krüger so genannte interkulturelle Berater auf Honorarbasis einzustellen gedenkt. "Ich brauche einen Ansprechpartner, der akzeptiert wird", sagt er. Mit Türken müsse ein Türke reden, mit Marokkanern ein Marokkaner, und für die osteuropäischen Familien in der Sandheide werde ein Berater aus diesem Kulturkreis gesucht. "Sie sollen mit den Familien reden und ihnen klar machen, wie wichtig für ihre Kinder die Förderung ist, den der Besuch eines Kindergartens bietet."

In der ersten Phase werden Familien mit Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren aufgesucht, "im zweiten Schritt wollen wir schon die Zweijährigen ansprechen", so Krüger. Das Projekt sei für die Sandheide längerfristig ausgelegt, für andere Stadtteile jedoch nicht geplant. "Wir wollen mehr erreichen als bisher, um die Chancen der Kinder zu erhöhen."

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