Klaus Rinke verlässt Haan und sagt: „Ich gehe ja gar nicht“

Abschied: Der Künstler und Akademieprofessor zieht nach Österreich. Und macht aus seinem Haaner Wohnsitz ein Hotel mit Appartement-Charakter.

Haan. Das ehemalige Mädchenwohnheim an der Elberfelder Straße 30, das dem Künstler und Akademieprofessor Klaus Rinke (68) seit fast 30 Jahren Wohnung, Atelier und Galerie war, ist schon bis auf wenige Reste leer geräumt. "Achtmal ist der Umzugs-Lkw mit Anhänger schon von hier zu meinem neuen Domizil nach Neufelden in Österreich gefahren".

Klaus Rinke wirkt entspannt. Dass der Fiskus dem international anerkannten und begehrten Konzeptkünstler in den zurückliegenden zehn Jahren so manchen Knüppel zwischen die Beine geworfen hat, leistete wohl der Idee Vorschub, sich nach einer neuen Wirkungsstätte umzusehen. War er ohnehin schon seit 1981 zwischen dem rheinischen Haan, Frankreich und seinem Atelier am Ozean in Venice/Kalifornien gependelt, steht jetzt der (fast) endgültige Abschied von der kunstsinnigen Gemeinde im Rheinland ins Haus.

Das österreichische Neufelden nimmt Klaus Rinke, der dort 5000 Quadratmeter, gut 25 Prozent der ehemaligen Textilfabrik "Müller-Wipperfürth" plus Tiefgaragen und Außengrundstück erworben hat, mit offenen Armen auf. Im Winkel zwischen dem tschechischen Böhmerwald, den er vom künftigen Lebensmittelpunkt aus sehen kann, und dem deutschen Passau erwarten ihn ländliche Ruhe und neue kreative Möglichkeiten: "Man muss sich bewegen - mein künstlerisches Leben fängt jetzt erst an, richtig zu werden."

Das klingt zwar etwas kokett, hat er doch eine Professur an der UCLA und schon bis 2010 Ausstellungspläne, unter anderem 2008 ein großes Projekt mit Aborigenes in Australien - "Seelenverwandte", so Rinke - aber seinem Gesicht sieht man an, dass er meint, was er sagt.

Warum er geht? "Ich gehe ja gar nicht". Da ist was dran, denn Klaus Rinke hinterlässt in Haan deutliche Spuren. Für das denkmalgeschützte Mädchenwohnheim liegen bereits Pläne zur Umnutzung vor. Verschiedene Interessenten haben Kaufwünsche an dem Objekt bekundet, aus dem definitiv ein kulturgebundenes "Boardinghouse", genauer: ein Hotel mit Appartement-Charakter werden soll, das für Tagungen, Fortbildungen etc. geeignet sein wird.

Mit der Planung ist der Essener Architekt Frank Bitting betraut, der zum bestehenden Haus zwei Neubauten entworfen hat, die mit dem Altbau eine räumlich getrennte, aber gedanklich geschlossene Konzeption verwirklichen. Die Pläne sind bereits von der Stadt genehmigt und auch vom Denkmalsschutz abgesegnet. Es könnte also losgehen.

Nur: Das Straßenbauamt NRW in Essen lässt sich bürokratisch Zeit mit der Genehmigung der Verbreiterung der Zufahrt. Eigentlich ein Federstrich, aber der Antrag lieg dort seit Mai. Insgesamt 39 "Einheiten" sind in den drei künftigen Gebäuden geplant, die über einen "Kunstpfad" miteinander verbunden sein werden. Die Ausgestaltung des Pfades und der Gebäude mit Fotodokumenten zum Lebenswerk Klaus Rinkes seit 1953 gehört zum Konzept und wird von ihm selbst übernommen.

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