Kultur als Lebenselixier

Die Künstlerin Dagmar Grotendorst ist zur Sonderbotschafterin für die Neanderland-Biennale ernannt worden.

Mettmann. In ihrem ersten Leben war Dagmar Grotendorst (52) Bürokauffrau. In ihrem zweiten Leben ist sie Künstlerin. Und sie weiß mit ihrer Kunst zu überzeugen. Nach ihrem Auftritt beim Casting für die Rolle des Neanderländers für die sechste Neanderland-Biennale war die Jury von ihr mehr als begeistert. Und entschied sich spontan, Dagamar Grotdendorst als Sonderbotschafterin — zusammen mit Sven Heubes als Neanderländer — auf Promotion-Tour für das kreisweite Kulturfestival zu schicken.

Die Entscheidung, wer die Rolle des Neanderländers bekommt, verkündete die Jury erst, nachdem sie Dagamar Grotendorst gefragt hatte, ob sie mit der Rolle der Sonderbotschafterin leben könnte. Sie nickte — war hoch erfreut. „Damit hätte ich nie gerechnet, obwohl meine Familie mir immer gesagt hat, dass ich das schaffe. Mein Mann und mein Sohn sind meine treuesten Fans.“

Vor elf Jahren entschied sich Dagmar Grotendorst für einen beruflichen Neuanfang. „Als mein Sohn drei Jahre alt war, habe ich mit den Hufen geschart.“ Und fortan stürzte sie sich in die Arbeit. Sie gründete eine Papierwerkstatt und ließ sich zur Erzählerin ausbilden. In Mettmann organisierte sie Erzählfestivals.

Dagmar Grotendorst

Im vergangenen Jahr hat sie eine Ausbildung zur Theaterpädagogin begonnen. Am Konrad-Heresbach-Gymnasium hilft sie Schülern der Theater-AG bei einer Bühnenfassung von Grimms Mädchen. Ihr großer Wunsch ist es, einmal mit Jugendlichen ein improvisiertes Stück aufzuführen. „Die Jugendlichen da abholen, wo sie sind, und zeigen, was in den Köpfen der jungen Menschen vorgeht.“

In den Mettmanner Grundschulen ist Dagmar Grotendorst seit Jahren als Erzählerin unterwegs. Mit den Kindern erfindet sie Geschichten. „Das ist gut für die Sprachförderung. Und Geschichten helfen, Mut zu entwicklen. Überhaupt“, sagt sie, „Kultur gehört zur Persönlichkeitsentwicklung dazu.“ Vor vier Jahren gründete sie den Verein Kultur-Kinder mit, der im Art-Werk aufgegangen ist. Dort organisiert Dagmar Grotendorst heute hauptsächlich Veranstaltungen für Kinder.

Die Kunst ist für Dagmar Grotendorst zum Lebenselixier geworden. „Nicht, dass ich früher nicht gern als Bürokauffrau gearbeitet habe. Wenn ich was mache, dann richtig und mit Freunde“, sagt sie. Diese Begeisterungsfähigkeit war es auch, die beim Neanderländer-Casting die Jury mitriss. Dagmar Grotendorst hatte einen roten Theatervorhang an einen goldenen Bilderrahmen montiert. Hinter dieser kleinen Bühne verschwand sie und erzählte in zwei Minuten eine Geschichte über den Kreis Mettmann und seine zehn Städte: Dass Mettmann von „Nettmann“ kommt, der zusammen mit seiner Gattin Hilde (Hilden) eines Tages vor dem heiligen Haus (Heiligenhaus) steht, nicht weiter weiß und deshalb bei seinem Freund Wülf Rat (Wülfrath) holt.“

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