Metmann: Franz Kondr - Das Fahrrad ist sein Leben

Vor 30 Jahren eröffnete Franz Kondr sein Fahrradgeschäft in Mettmann.

Mettmann. Das Hobby zum Beruf machen - das gelingt nur selten. Entweder das verdiente Geld reicht nicht zum Leben, oder niemand braucht das, was man selbst am liebsten tut. "Bei mir hat es geklappt", sagt Franz Kondr (59) inmitten von mehr als 400 Fahrrädern.

Der gebürtige Tscheche hat sich längst einen Namen gemacht mit seinem Fahrradhandel im Parkhaus an der Neanderstraße. Im Moment ist Hochsaison in Sachen Drahtesel, und Franz Kondr hat alle Hände voll zu tun. Ständig läutet die Glocke an seiner Eingangstür. Bei den vielen Kundenbesuchen geht es um ein neues Rad, eine Radlerhose oder einfach nur darum, dass der alte Drahtesel repariert werden muss.

Vor 30 Jahren hat Franz Kondr seinen Laden in Mettmann eröffnet. "Damals noch an der Mittelstraße", erinnert er sich an die Anfänge. Ziemlich schnell wurde es dort zu eng, Kondr zog mit seinen Fahrrädern und seiner Werkstatt an die Neanderstraße.

"Das war hier eine Tankstelle", blickt der Geschäftsmann zurück an die Zeit vor dem Umbau seiner Räume, den damals die Stadt in die Wege geleitet hatte. Dort, wo er jetzt seine Kunden begrüßt, war die Waschanlage der Tankstelle untergebracht. Heute erinnert nur noch wenig an längst vergangene Zeiten, in denen auch das Leben von Franz Kondr noch ziemlich unruhig war.

Seine Leidenschaft fürs Radfahren hatte ihn als 13-Jährigen im heimischen Pilsen in den dortigen Radsportverein gelockt. Seitdem saß Kondr ständig auf dem Rad, bis er es in die tschechoslowakische Nationalmannschaft schaffte. Dreimal war er in den frühen 1970er-Jahren tschechoslowakischer Meister, davon zweimal mit der Mannschaft.

"Ich wurde oft zu Radtouren in die Bundesrepublik eingeladen", erzählt Kondr aus seiner Zeit als Leistungssportler. Von einem dieser Besuche ist er nicht mehr in die Heimat zurückgekehrt. Er war zu Gast bei Freunden in Mannheim und hatte beschlossen, in Deutschland zu bleiben. Ohne Gepäck, ohne Möbel, ohne irgendetwas aus der Heimat.

Die Flucht war geplant, die Freundin sollte über Jugoslawien nachreisen. "Sie wurde von der Stasi erwischt", spricht Kondr über eine dramatische Zeit in seinem Leben. Später kam man dann auf Umwegen doch wieder zusammen.

Jedenfalls musste der Wahl-Mettmanner in Deutschland neu Fuß fassen - und was lag näher, als das Hobby zum Beruf zu machen. Doch der Weg in die Selbstständigkeit verzögerte sich ein wenig. Zunächst war Kondr bei der Landwirtschaftskammer in Bonn beschäftigt.

Mettmann gehörte zu dem Gebiet, das er als Außendienstler zu betreuen hatte. Mettmann sollte seine neue Heimat werden. Ein paar Jahre später hatte es der Fahrradhändler geschafft, am 1. März 1980 eröffnete er seinen Laden.

Auf dem Drahtesel ist Franz Kondr nicht mehr so oft unterwegs wie früher. "Damals waren das schon 30 000 Kilometer im Jahr, heute sind es vielleicht noch 3000. Ich bin 30 Jahre schwerer geworden", sagt er und lacht.

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