Mettmann: Die alte Burberg-Fabrik steckt voller Überraschungen

Restaurierung: Der Mettmanner Bauverein investiert mehr als 1,3 Millionen Euro in das Denkmal.

Mettmann. Die alte, denkmalgeschützte Burberg-Fabrik im Hinterhof der Breite Straße steckt voller Überraschungen. "Wir haben eine Schnapsflasche gefunden, die einfach, nachdem sie ausgetrunken war, in die Außenwand eingemauert wurde. Der Schnaps hatte 38Prozent", sagt Maurermeister und Restaurator Meinhard Sucker.

Darüber kann auch Christoph Erven, Vorstandmitglied des Mettmanner Bauvereins (MBV), schmunzeln. Weniger amüsant waren dagegen die Überraschungen, die die Baukosten für die Genossenschaft in die Höhe trieben. Erven: "Das komplette Dach musste erneuert und die Holzbalkendecken neu eingezogen werden." Zwar hatte der Vorbesitzer dem MBV auf Brandschäden hingewiesen. Doch die waren laut Erven viel größer, "als damals erkennbar".

Die Giebelwand, an der einst das Kontor angebaut war, musste abgetragen werden. Erven: "Die Wand war baufällig." Zur Abstützung der bis auf die Grundmauern entkernten Fabrik musste eine Holzkonstruktion das Gebäude stützen. Die Mehrkosten bewegen sich im sechsstelligen Bereich, so Erven. Kalkuliert hatte der MBV mit einem Kostenaufwand von 1,3 Millionen Euro.

Anhand der roten Ziegelsteine datiert Restaurator Sucker den Bau der Fabrik auf die Zeit um 1880. Erven muss passen: "Das genaue Alter wissen wir nicht." Für Sucker, der trotz seiner 69Jahre noch voller Tatendrang steckt, ist die Restaurierung der alten Fabrik Hobby und Berufung zugleich. "Mein Beruf ist mein Hobby", sagt er. Ein paar Steine aus dem Ziegelsichtmauerwerk der Burberg-Fabrik hat sich der Mann, der mit zwölf Jahren seinen ersten Ziegelstein als Pionier in Mecklenburg-Vorpommern sauber gemacht hat, beiseite gelegt. In einem hat ein Hund seine Pfote in den Ton gesetzt. In anderen sind Fingerabdrücke zu erkennen.

Aus seinem eigenen Fundus alter Ziegel, die er immer und überall sammelt, "habe ich die schönsten verbaut", sagt Sucker und zeigt auf Fensteröffnungen im ersten Stockwerk an der Rückseite der Fabrik, die er mit seinen Maurergesellen Michael Liebig und Christoph Sowa geschaffen hat. Die Fensteröffnungen sehen aus, als wären sie dort immer gewesen. "Sie waren aber nur innen als Nischen angedeutet", sagt Erven, "warum, wissen wir nicht."

Das Fugenmaterial zwischen den Ziegelsteinen ist herausgekratzt worden und wird noch erneuert. "In dem Fugenmaterial wurden teilweise Tierhaare mit eingearbeitet. So was habe ich noch nie gesehen", so Sucker, der unter anderem die Auermühle in Ratingen, die Winkelsmühle im Neandertal, den Backofen in der Goldberger Mühle und Häuser im Freilichtmuseum Lindlar restauriert hat.

Zum Schluss wird der Staubschleier von den roten Zeigelsteinen geputzt. Statt der ursprünglichen Stahlfenster dürfen Holzfenster eingebaut werden, die allerdings die gleiche Sprossengliederung wie die alten Fenster haben müssen. Dass nach der aufwändigen Sanierung das alte Gebäude im historischen Glanz erstrahlt, darauf achtet die Untere Denkmalbehörde, die regelmäßig auf der Baustelle auftaucht. "Alles, was wir hier machen, passiert in enger Absprache mit dem Denkmalschutz", sagt Erven.

Der hat auch zugestimmt, dass der 22,5 Meter hohe Schornstein bis auf eine Höhe von 16 Metern gekappt werden darf. Erven: "Er ist schon schief und auf Dauer statisch nicht zu halten." Im Oktober kommen die ersten Mieter. Claudia und Axel Bernefeld ziehen mit ihrem Fitness-Studio in die Fabrik um.

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