Mettmanner Lyriker: Die Gedichte müssen raus

Eine SMS ermutigte Dichter Marek Heindorff zum Schreiben. Jetzt will der Mettmanner sogar einen Roman veröffentlichen.

Mettmann. Gedichte, die sich nicht reimen, mag Marek Heindorff (37) nicht. Für ihn muss Lyrik gut klingen, einen Rhythmus haben, sich reimen. Heindorff schreibt über das Leben, schreibt, „was aus mir raus muss“.

Versmaß und Form sind ihm egal. „Ich will keine Regeln einhalten“, sagt er. Auf den Klang der Worte, auf die Stimmung des Gedichts kommt es ihm an. Und auf eine gute Idee: „Ein jeder wird das Genie spüren, muss Kugeln nur zum Munde führen“, schreibt er beispielsweise mit einem Augenzwinkern über Mozart.

Im September des vergangenen Jahres hat Heindorff sein erstes Buch „Auf meinem Rücken“ herausgebracht. Darin finden sich Kurzgeschichten und Gedichte. Jetzt hat er erstmals öffentlich daraus vorgelesen, in der Stadtbibliothek — und war danach glücklich.

„Die Leute haben geklatscht und gelacht. Toll.“ Eine Zuhörerin ließ sich nicht nur ihr gerade gekauftes Buch vom Autor signieren, sondern sagte ihm auch noch, dass er sie zum Weinen gebrachte hätte. Heindorff war gerührt.

Sein Gespür für klangvolle Wortmelodien und -konstruktionen gefiel dem Publikum. Mit der abgeklärten Routine eines Profis leitete er seine Texte ein, kokettierte mit den Zuhörern und erwies sich als ausgezeichneter Unterhalter. „Aber ich hatte anfangs schon die Hosen voll“, sagt er nach der Lesung.

„Es gibt nichts Intelligentes, außer: man erkennt es“, schreibt Heindorff über seinen Aphorismus „Meine Texte“ und zitiert Erich Kästner („Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es“) — den Dichter, der für ihn die größte Inspiration zum Gedichteschreiben war und ist. Aber auch Wilhelm Busch, Heinz Erhardt und Robert Gernhardt schätzt Heindorf.

„Liest du noch, oder schreibst du schon?“, hat er einen Ikea-Werbeslogan umformuliert und daraus ein Gedicht für Gernhardt geschrieben, dessen Bücher in seinem Ikea-Reagl stehen. „Ich habe ihn mal getroffen und ihm das Gedicht geschenkt“, erzählt er. Wie der Schriftsteller die Zeilen fand, hat Heindorff nie erfahren. Gernhardt starb 2006.

In der Hauptstadt der DDR, in den Stadtteilen Köpenick und Pankow groß geworden, hat Heindorff schon als kleiner Junge geschrieben. Doch er musste 37 Jahre alt werden, um seine ersste Textsammlung auf 170 Seiten zu veröffentlichen. Heindorffs Schwiegermutter ist es zu verdanken, dass der Dichter sein Buch herausgab.

„Sie hatte was von mir gelesen und war so begeistert und stolz. Sie schrieb mir sofort eine SMS. Das hat mir Mut gemacht.“ Das Schreiben ist für den Mann, der seit mehr als vier Jahren in Mettmann lebt, ein Hobby. Dass er davon einmal leben könnte, glaubt er nicht.

Zurzeit arbeitet Heindorff an einem Roman. In einem Jahr soll er fertig sein. Es geht um einen jungen Mann, der ähnlich wie Herr Lehmann in Sven Regeners gleichnamigem Roman durchs Leben stolpert, verrät er.

Marita Dubke, Leiterin der Stadtbibliothek, fand Marek Heindorff sehr mutig, sich einem Publikum zu stellen „Ich denke gerade darüber nach, ob das Schreiben die höhere Stufe des Lesens ist“, sagt sie nach der Lesung.

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