Mit Heresbach zum Doktortitel

Der Haaner Martin Szameitat lässt den Humanisten auf 557 Seiten lebendig werden.

Mettmann. Viereinhalb Jahre lang hat Martin Szameitat an seiner Dissertation gearbeitet, hat acht Monate in Archiven verbracht, in alten Schriften und Texten gelesen.

Immer auf der Suche nach Hinweisen auf einen Mann, dessen Namen in Mettmann viele Menschen kennen, ohne aber zu wissen, wer er tatsächlich war und was er gemacht hat: Konrad Heresbach.

Die Früchte seiner jahrelangen Arbeit trägt Szameitat mittlerweile als Doktortitel vor seinem Namen. Bis aber seine Abhandlung über den Humanisten, der 1496 auf Gut Heresbach in Mettmann an der Ortsgrenze zu Schöller geboren wurde, in Buchform erscheint, muss er sich noch gedulden.

Es soll Mitte Januar im Rahmen der Ausstellung "Renaissance am Rhein" im LVR-Landesmuseum in Bonn als neue wissenschaftliche Publikation vorgestellt werden.

Es ist ein gewichtiges Buch: "575 Seiten mit Index", sagt Szameitat. Er hofft, dass es über rein wissenschaftliche Kreise hinaus auf Interesse stößt. Dennoch sei das Buch keine leichte Lektüre.

Professor Gerrit Walther, Experte für die Geschichte des Humanismus und der europäischen Bildung an der Gesamthochschule Wuppertal, war es ein Anliegen, dass sein Doktorand Szameitat das Thema Humanismus besetzt. Und es sollte in der Region verwurzelt sein.

"Heresbach war eine logische Konsequenz", sagt Szameitat. Dem Namen war er für seine Examensarbeit bereits begegnet. "Ich wusste auch, dass es ein Konrad-Heresbach-Gymnasium gibt." Aber das war es bis dahin auch.

Während Heresbach vor allem in England wegen seiner Abhandlung über die Landwirtschaft sehr bekannt ist, gerieten sein humanistisch-politisches Werk wie sein Fürstenspiegel von 1570 in Vergessenheit. In dem Hauptwerk Heresbachs, einem Freund des großen Humanisten Erasmus von Rotterdam, geht es unter anderem um die Erziehung von fürstlichen Kindern bis zu ihrer Hochzeit.

"Im zweiten Teil des Buches geht es um den idealen Staat, wie er aussehen muss, in dem sich auch der Fürst an Gesetze halten muss, Schulen schaffen und eine anständige Verwaltung aufbauen muss. Szameitat: "Ein richtiges politisches Programm."

Tatsächlich war der Einfluss von Heresbach auf WilhelmV., Herzog von Jülich-Kleve-Berg, sehr groß. Dort war er nicht nur als Erzieher des adeligen Nachwuchses, sondern auch als Berater des Herzogs ein gefragter Mann.

Persönliches hat Szameitat nicht herausfinden können. "Dazu gibt es einfach nichts." Dass er ein friedliebender Mensch gewesen war, wie es in Texten von Heimatforschern zu lesen ist, ließe sich nicht belegen. Auch die These, das Heresbach aus Überzeugung Protestant war, würde er nicht unterstützen.

Aus seinen Schriften gehe jedoch hervor, dass er zeitlebens gegen die Spaltung der Kirche kämpfte. Vergeblich. Heresbach zog sich am Ende seines Lebens von der Politik zurück, und schrieb seine landwirtschaftlichen Abhandlungen, "mit einem sehr modernenWissen", sagt Szameitat. Heresbach starb 1576.

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