Ogata-Plätze: Zwischen Ohnmacht und Wut

Berufstätige Eltern brauchen einen Ogata-Platz für ihr Kind, bekommen aber Absagen.

Mettmann. Ihre Stimmung schwankt zwischen Hilflosigkeit und Wut, Ohnmacht und Panik — Anke Harms und ihr Ehemann Axel durchleben momentan ein Wechselbad der Gefühle. Das Ehepaar hat Tochter Lilly (6) an der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) angemeldet.

In der Hoffnung, dort einen Platz für sie in der Offenen Ganztagsschule (Ogata) zu bekommen. Doch die Diakonie, Träger der Ogata, hat Harms jetzt mitgeteilt, dass sie keinen Platz bekommen. Wie es weitergehen soll, wenn Lilly in die Schule kommt, wissen Harms nicht. Beide sind berufstätig und auf eine Betreuung angewiesen.

Die junge Familie ist kein Einzelfall. Auch Alexandra Gidaszewski bekommt keinen Ogata-Platz für ihre Tochter Carla (6), die im Sommer zur ALS gehen soll. „Ich habe mich vor kurzem mit einem kleinen Unternehmen selbstständig gemacht. Wenn wir keinen Ogata-Platz bekommen, müsste ich es wieder aufgeben“, sagt Alexandra Gidaszewski.

Laut Schulpflegschaftsvorsitzendem Gregor Neumann haben 17 Eltern keinen Ogata-Platz an der Metzkausener Schule bekommen. 90 Kinder wurden an der ALS angemeldet. „In der Ogata werden 22 Plätze frei, es gibt aber 39 Anmeldungen“, sagt Anke Harms. Nach welchen Kriterien die Plätze vergeben werden, weiß sie nicht.

Als sich Anke Harms im vergangenen Jahr bei der Schulleitung nach einem Ogata-Platz für Lilly erkundigte, sei ihr gesagt worden, dass ihr das niemand garantiere könne. „Aber man hat mir zu verstehen gegeben, dass es bisher immer eine Lösung gegeben habe und ich positiv denken sollte“, sagt die Mutter.

Inzwischen haben Harms an Bürgermeister Bernd Günther und Schulministerin Sylvia Löhrmann geschrieben. „Es ist nicht akzeptabel, dass wir während der Kindergartenzeit die Möglichkeit bekommen, unserer Berufstätigkeit nachzugehen und die Betreuungssicherheit mit Eintritt in die Schule endet“, heißt es in dem Schreiben.

Zwar gebe es freie Ogata-Plätze an anderen Schulen, aber die seien viel zu weit entfernt. Außerdem möchten Harms ihre Tochter nicht von ihren Freunden aus dem Kindergarten Eschenkämpchenweg trennen, die sich schon alle auf ihre gemeinsame Schulzeit an der ALS freuen.

Anke Harms: „Wir haben uns bewusst für das Schulkonzept der Astrid-Lindgren-Schule entschieden.“ Weshalb sie wie die anderen Eltern, die eine Absage erhalten haben, hoffen, dass die Stadt eine Lösung findet.

Doch die wird es vorerst nicht geben, sagt Astrid Hinterthür, Fachbereichsleiterin Bildung, Jugend und Soziales. Zum neuen Schuljahr werde die Stadt zweieinhalb neue Ogata-Gruppen an der Grundschule Herrenhauser Straße, der Grundschule Am Neandertal und der Otfried-Preußler-Schule einrichten.

Mehr sei nicht machbar, dafür fehle es an Platz und Geld. Neue Ogata-Gruppen würden nur noch in bestehenden Gebäuden untergebracht. Neu- und Umbauten gebe es nicht mehr, weil die Zahlen der Schüler sinken werden, heißt es aus dem Schulamt.

Nicht nur an der ALS, sondern auch an der Grundschule Am Neandertal haben Eltern keinen Ogata-Platz für ihr Kind bekommen und wurden auf eine Warteliste gesetzt. Als kinder- und familienfreundliche Stadt mit bestehenden und künftigen Neubaugebieten brauche Mettmann baldmöglichst für die vielen berufstätigen Eltern eine Lösung, fordert Nicola Hengst-Gohlke von den Spielplatzpaten.

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