Pfarrer Markus Bosbach: „Fusion ist ein weiterer Schritt auf dem Rückzug“

Für den katholischen Pfarrer Markus Bosbach ist das Ereignis kein Grund zum Feiern.

Mettmann. In einem festlichen Gottesdienst hat der Velberter Dechant Peter Jansen in der Lambertuskirche die Errichtungsurkunde für die neue Pfarrei St. Lambertus verlesen. Zum 1. Januar sind die katholischen Gemeinden St. Lambertus, St. Thomas Morus sowie Heilige Familie mit St. Judas Thaddäus in Obschwarzbach zu einer Pfarrei mit vier Gemeinden fusioniert. Zu diesem historischen Ereignis hatte sich die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Besucher mussten den Gottesdienst sogar stehend verfolgen.

Dass es eigentlich gar keinen Grund gebe, zu feiern, dürfte viele Gläubige in den Bänken überrascht haben. „Die Fusion“, sagte Pfarrer Markus Bosbach, „ist nur ein weiterer Schritt auf dem Rückzug.“ Statt sich zu freuen, müsste eigentlich getrauert werden. Getrauert, weil die Kirche permanent Mitglieder verliere und immer weniger Menschen bereit seien, den Priesterberuf auszuüben.

In einem schon lange anhaltenden Prozess, der sich mehr als 40 Jahre hinziehe, „spüren wir doch, wie sehr wir als Kirche an Bedeutung verlieren“, sagt Pfarrer Bosbach. Hinter wohlklingenden Namen wie „Wandel“, „Gestalten“ „Perspektive 2020“ oder „Zukunft heute, mit denen Kirche auf Veränderungen reagiert habe, versteckten sich Sorgen um die Zukunft. Diese Gründe hätten schließlich auch zur Fusion der vier Pfarreien in Mettmann geführt. Wie es künftig weitergehen werde, vermöge er auch nicht zu sagen, erklärte Pfarrer Bosbach: „Ich traue mir nicht zu, vorherzusagen, wie das katholische Leben in fünf bis zehn Jahren in Mettmann aussehen wird.“

Bosbach verwies auf die Jahresstatistik 2011, aus der hervorgeht, dass 77 Zugängen (Taufe, Zugänge und Übertritte) zur katholischen Kirche in Mettmann 174 Austritte (Sterbefälle und Austritte) gegenüberstanden. „Wir zählen nur noch 12 500 Gemeindemitglieder. Und jedes Jahr schrumpfen wir um ein Prozent weiter“, sagte Bosbach.

Mehr als bisher müsse sich die katholische Kirche den Veränderungen in der Gesellschaft stellen. „Wir müssen uns fragen, wen wir erreichen können und wen wir erreichen wollen“, sagte Pfarrer Bosbach und führte aus, dass die Kirche künftig stärker erwachsene Menschen in den Blick nehmen müsse.

Die klassische Familie gebe es immer seltener, 40 Prozent aller Kinder würden unehelich geboren, immer mehr Kindern würden nur von einem Elternteil groß gezogen. Pfarrer Bosbach: „Wir können nicht weiter so tun, als wenn es nur Familien gibt. Wir müssen unseren Blick weiten. Wir müssen auch die Alleinerziehenden ansprechen.“

Der Seelsorger erhofft sich von der Zukunft, dass die Pfarrei wächst, nicht so sehr an Quantität als vielmehr an Qualität. „Wachsen in der Liebe zu Gott und dem Nächsten. Wir sollten tiefer glauben und dafür andere Menschen begeistern. Wir wollen weiter präsent bleiben. In welcher Größe, dass weiß niemand.“

Diese Aufgabe sei aber nur dann möglich, wenn genügend Gemeindemitglieder sich bereit erklärten, für die Gemeinde und die neue Pfarrei St. Lambertus Aufgaben im Ehrenamt zu übernehmen.

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