Staatsschutz kontrolliert verstärkt die rechte Szene in Mettmann

Nach Übergriffen im Anschluss an ein Festival gegen Rechts in Mettmann diskutieren Teilnehmer auch die Rolle der Polizei.

Mettmann. Wird Mettmann mehr und mehr zum Zentrum und Treffpunkt der rechten Szene? Über diese Frage wird in der Kreisstadt spätestens seit dem Wochenende intensiv diskutiert, nachdem es nach einem Festival gegen Rassismus zu Übergriffen auf mehrere Besucher gekommen ist.

Während die Veranstaltung selbst nach Angaben der Polizei „ohne besondere Vorkommnisse“ verlief, wurden bei der Abreise am Bahnhof Mettmann-Zentrum Samstagabend acht Personen durch Pfefferspray, Faustschläge und geworfene Glasflaschen verletzt.

„Es gab acht verletzte Personen, die alle dem linken Spektrum zuzuordnen sind“, sagte am Montag Polizeisprecher Ulrich Löhe. Zehn Personen seien in Gewahrsam genommen worden. Über den genauen Hergang schweigt Löhe mit Blick auf die laufenden Ermittlungen, die der Staatsschutz in Düsseldorf übernommen hat.

Ein Mitglied des Antifaschistischen Aktionskreises, bei dem auch Politiker der Bündnisgrünen aktiv sind, namentlich nicht genannt werden möchte, stellt das Geschehen, das sich Samstag zwischen 22.15 und 22.30 Uhr ereignet hat, wie folgt dar: „Es gab zwei Angriffe. Zunächst ist eine Gruppe von drei Personen am Bahnsteig aus dem Hinterhalt mit Fäusten attackiert worden, danach eine andere Gruppe, die zunächst in den Aufzug flüchten konnte.“ Mehreren vermummten Rechten sei es jedoch gelungen, die Aufzugstür wieder zu öffnen. Sie hätten Flaschen geworfen und Pfefferspray eingesetzt.

„Wir werfen der Polizei vor, dass sie die Sicherheit der abreisenden Festivalbesucher nicht ausreichend gewährleistet hat“, sagt das Mitglied des Bündnisses. „Es hätte auf jeden Fall ein Streifenwagen im oberen Bereich des Bahnhofs postiert werden müssen.“ Dieser Zugang sei schließlich nicht weit von der „Lounge Deluxe“ entfernt. In dieser Gaststätte hätten sich im Laufe des Tages und Abends mehrere Rechte versammelt.

Die Polizei macht „grundsätzlich keine konkreten Angaben über die Zahl der eingesetzten Beamten. Wir waren aber mit einem großen Aufgebot im Innenstadtbereich präsent“, sagte Löhe.

Den Bahnhof habe die Polizei durchaus im Blick gehabt, „aber weil zahlreiche Teilnehmer mit Autos oder Bussen an- und abgereist sind, hätte es auch auf einem Parkplatz oder an einer Bushaltestelle passieren können“, sagte Löhe, der keine Fehler der Polizei sieht, — und ergänzt: „Wir können nicht überall sein. Und hinterher ist man immer schlauer.“

Dass die Mettmanner nach dem Vorfall besorgt sind, zeigen Einträge im Netzwerk Facebook: „Und wer wird morgen bedroht?“, fragt eine Konzertbesucherin. Der Staatsschutz relativiert: „Es hat in der Vergangenheit einige Vorkommnisse im Zusammenhang mit einer Gaststätte gegeben. Diese Örtlichkeit wird in Zukunft verstärkt anlassabhängig, aber auch anlassunabhängig kontrolliert“, sagte ein Behördensprecher. „Wir haben ein Auge drauf.“

Das Antifaschistische Bündnis will nach den Vorkommnissen „jetzt erst recht ein Zeichen gegen Rechts setzen. Allerdings ohne Gewalt.“ Ob es ein weiteres Festival geben soll, müsse noch besprochen werden. pn

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