Straßenbahn wird eingemottet

Der Plan, den alten Triebwagen nur um ein paar Meter zu versetzen, ist nicht umsetzbar.

Mettmann. Der Triebwagen TW 9, der 1909 in einer Krefelder Fabrik gebaut wurde und in Mettmann das Ende des Postkutschenzeitalters einläutete, geht demnächst wieder auf Fahrt. Denn der Schienen-Oldtimer, der mehr als 15 Jahre lang an der Ecke Breite Straße / Am Königshof stand, muss dem Bauvorhaben des Mettmanner Bauvereins (MBV) an der Königshofstraße weichen.

Die Pläne, die Straßenbahn nur um ein paar Meter zu versetzen, können nach einer Überplanung des Projektes Königshofstraße durch den Bauverein nicht mehr umgesetzt werden. Da die Bebauung näher an die Breite Straße rückt als ursprünglich geplant, braucht die alte Straßenbahn einen neuen Standort.

Bevor die ersten Bautrupps im Spätherbst anrücken, um zwischen der Breite Straße und dem ehemaligen Karstadt-/Hertie-Kaufhaus einen neuen Wohn- und Geschäftskomplex zu bauen, soll die Straßenbahn auf dem Bauhof des Kreises eingemottet werden. So lange, bis für das Gefährt ein neuer Platz gefunden ist.

Vor mehr als 100 Jahren rumpelte der alte Triebwagen täglich zwischen Mettmann und Vohwinkel hin und her, bis er in den 1930er-Jahren ausgemustert und nach Österreich verkauft wurde, wo er in Graz als Schmierwagen eingesetzt wurde.

In den 1980er-Jahren fällte die Politik den Beschluss, den TW 9 in die alte Heimat zurückzuholen. Die Stadt zahlte 3.500 Mark, die Rheinbahn übernahm den Transport nach Düsseldorf, wo der Triebwagen in der Lehrwerkstatt des Unternehmens restauriert werden sollte.

Doch die geschätzten Reparaturkosten von 70.000 bis 150.000 Mark wollte niemand aufbringen. Und so landete die Tram, in Plastik eingehüllt, auf einem Schrottplatz in Bochum. „Dort feierten Obdachlose Partys zwischen den Sitzbänken“, erinnerte sich Kampen an den schlechten Zustand des Triebwagens 9. Deshalb scharte er ein Team von ehrenamtlichen Helfern um sich, die selbst Hand anlegten.

Unzählige Arbeitsstunden, mehr als 10.000 Euro Materialkosten, 52 Meter Lötstellen und gedrechselte Haltestangen: Die Liste der Reparaturarbeiten war damals enorm lang. Zum 100. Geburtstag des Wagens vor zwei Jahren wurde ein großes Fest gefeiert — mit Trompeten und Posaunen. Nun werden die Mettmanner von ihrer Tram vorerst Abschied nehmen müssen.

Auf dem Kreisbauhof will Kampen die Straßenbahn generalüberholen. „Es müssen einige Roststellen entfernt werden, und sie bekommt einen neuen Anstrich“, sagt er. Ein guter neuer Standort für die Straßenbahn wäre nach Meinung Kampens der neue Platzbereich der Königshofstraße gegenüber der neuen Treppenanlage zum Lavalplatz. Vom Standort Talstraße, der schon genannt wurde, hält Kampen nichts: „Da ist die Bahn doch nie hergefahren.“

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