Weyermann: Absturz einer Traditionsfirma

Die Firma Weyermann ist pleite. Nun bangen die 110 Mitarbeiter um ihren Job — ein Drittel der Stellen könnte gestrichen werden.

Mettmann. Die Metallwarenfabrik Weyermann hat jetzt das Insolvenzverfahren eröffnet. Im August hatte das Mettmanner Traditionsunternehmen vorläufig Insolvenz angemeldet. Weyermann verfügte trotz eines Jahresumsatzes von zuletzt 14 Millionen Euro nicht mehr über die nötige Liquidität, um die Zahlungsfähigkeit und damit den Betrieb aufrecht zu erhalten. 110 Mitarbeiter bangen seitdem um ihren Arbeitsplatz.

In finanzielle Schieflage soll das Unternehmen schon vor längerer Zeit geraten sein. Insolvenzverwalter Holger Rohde nennt für den wirtschaftlichen Absturz von Weyermann unter anderem „Verbindlichkeiten“ und einen Investitionsrückstau. Der Maschinenpark sei nicht rechtzeitig erneuert worden, um Zusatzaufträge, die durchaus vorhanden gewesen sein sollen, annehmen und ausführen zu können.

Laut Geschäftsführer Wolfgang Blase, der den Betrieb vor einem Jahr übernommen hat, „ist seit zwölf Jahren nicht mehr in die technische Ausstattung investiert worden“. Weyermann befinde sich seit 2010 in Schwierigkeiten. Die Firma produziert Stanzteile und Baugruppen aus Metall und Metall-Kunststoff für die Automobilindustrie, für Sportartikel, medizinische Geräte und den Maschinenbau.

Für Weyermann geht es laut Rohde jetzt vor allem darum, Kunden zu binden, sich aber auch von dem ein oder anderen zu trennen. Dies sei trotz längerfristig abgeschlossener Verträge in einem Insolvenzverfahren zulässig, sagt Rohde. Dabei soll es sich um Kunden handeln, deren Aufträge für Weyermann verlustbringend sind. Rohde: „Das bedeutet, dass Teile, die an der Böllenhöhe gefertigt werden, keinen Gewinn mehr abwerfen.“ Das könne passieren, wenn Kalulationen durch veränderte Rahmenbedingungen hinfällig werden.

Auf einer Betriebsversammlung in dieser Woche soll die Geschäftsleitung der Belegschaft mitgeteilt haben, dass geplant sei, 36 Stellen abzubauen. Eine Zahl, die weder Insolvenzverwalter Rohde noch Betriebsratsvorsitzender Martin Dörner im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigen wollten. „Dass Personal abgebaut werden muss, steht außer Frage“, sagt Rohde. Aber wie viele und welche Stellen es sein sollen, stehe überhaupt noch nicht fest. Das wird laut Dörner Gegenstand der nächsten Gesprächsrunden zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat sein.

Die Zukunft von Weyermann hängt in den kommenden Monaten von der Ertragslage ab. „Solange keine Verluste gemacht werden, haben wir keinen Druck und dafür Zeit, uns Gedanken über die Sanierung des Unternehmens zu machen“, sagt der Insolvenzverwalter. Schreibt Weyermann rote Zahlen, droht dem Unternehmen die Liquidation — die Auflösung der Traditionsfirma.

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