Mit Flyern und Plakaten raus aus der Arbeitslosigkeit

Wolfgang Oehlerich aus Hilden und Nil Adameit aus Velbert haben zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen, um neue Jobs zu finden.

Mit Flyern und Plakaten raus aus der Arbeitslosigkeit
Foto: Simone Bahrmann

Kreis Mettmann. Nil Adameit und Wolfgang Oehlerich haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Sie (42) ist gebürtige Türkin, alleinerziehende Mutter, Verkäuferin. Er (55) ist Familienvater, technischer Zeichner. Doch beide haben in den vergangenen Jahren erlebt, wie es sich anfühlt, plötzlich arbeitslos zu sein. Und beide haben mit ungewöhnlichen Methoden neue Arbeit gefunden.

Sieben Jahre lang war Oehlerich bei einer mittelständischen Werbefirma tätig. Er entwickelte eigene Marketingstrategien und verdoppelte schnell die Zahl der bundesweiten Werbeflächen. Dann der Schock: „Plötzlich mochte mich das Unternehmen nicht mehr und entließ mich“, sagt er.

Mit 53 Jahren musste der Hildener wieder von vorne beginnen, Bewerbungen schreiben, Klinken putzen. Lange war er erfolglos. „Ich wurde zu keinem einzigen Gespräch eingeladen.“ Dann griff er zu einer unkonventionellen Eigenwerbung — denn Werbung, das hatte er ja gelernt. „Ich habe ein Plakat mit meiner Bewerbung entworfen und es an einer Hauptverkehrsstraße in Hilden aufgestellt“, sagt er.

Außergewöhnlich war auch der Weg, den Nil Adameit einschlug, um auf sich aufmerksam zu machen. Sieben Jahre lang hatte die Türkin, die seit zehn Jahren mit ihrer kleinen Tochter in Velbert lebt, bei einer Supermarktkette an der Kasse gesessen. Dann kam unerwartet die Kündigung.

Zusammen mit ihrer Beraterin vom Jobcenter überarbeitete sie ihre Bewerbungsunterlagen und entwarf einen Flyer. Damit klapperte sie Einzelhändler ab. „Ich dachte, es ist am besten, sich persönlich vorzustellen“, sagt die aufgeschlossene Frau. Und sie hinterließ ihre Bewerbungsflyer. Bei Edeka in Velbert klappte es dann.

Ungewöhnliche Bewerbungen begrüßt Martina Würker, Leiterin des Jobcenters ME-aktiv. „Aber es muss zum Typ passen. Es gehört eben Mut dazu.“ Nicht jeder möchte sich überlebensgroß auf einer Plakatleinwand an der Hauptstraße seines Wohnortes sehen. Bei Wolfgang Oehlrich war es letzten Endes der Unterstützung des Jobcenters zu verdanken, dass er nun einen unbefristeten Vertrag in einem Kölner Unternehmen hat.

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