Entführung in die Shell-Ära

Archivar Michael Hohmeier blickt zurück auf den einst größten Arbeitgeber Monheims. Die Schließung der Raffinerie 1987 ermöglichte überhaupt erst den Monberg.

Monheim. „Ich arbeite bei der Shell.“ Das galt einst als ein sicherer Arbeitsplatz. Wo heute der Monberg ist und sich mehr und mehr neue Unternehmen ansiedeln, da wurden früher Schmieröle und Bitumen hergestellt. Michael Hohmeier, Sprecher und Archivar der Stadt, wird am Dienstagabend noch einmal in dieses Stück Industriegeschichte zurückführen — und an die Jahre der Umstrukturierung nach der Shell-Schließung erinnern.

Für so manchen jungen Menschen mag es wie ein Rückblick in eine längst vergangene Zeit wirken. Welcher 20-Jährige weiß schon, wenn er seinen Cocktail auf dem Monberg trinkt, dass der Hügel überhaupt nur entstanden ist, weil man nicht so recht wusste wohin mit den Altlasten, die die Shell hinterlassen hatte. Es handelte sich um sogenannte ölhaltige Filtererde. Sie wurde als Hügel aufgeschüttet und eingekapselt. Der Monberg war geboren.

Es war 1987, als die Shell das Monheimer Werk endgültig schloss. Zu dem Zeitpunkt hatte die Raffinerie nur noch 94 Mitarbeiter. Zu Hochzeiten in den 1950er-Jahren waren es 600 — und die Shell mit Abstand Monheims größter Arbeitgeber.

Die Geschichte des Werkes reicht noch viel weiter zurück. Die 1913 gegründeten Mineralölwerke Rhenania errichteten am Monheimer Rheinufer eine große Raffinerie, in der bereits früh mehrere hundert Beschäftigte besagte Schmieröle und Bitumen produzierten. Letzteres wird auch heute noch vor allem für den Straßenbau benutzt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion der Schmieröle auch zum Fluch. Denn die Produkte waren zum Teil Bestandteil der Rüstungsindustrie. Entsprechend war bei jedem Luftangriff der Alliierten auf Monheim die Raffinerie eines der Hauptziele. Und nur unweit des Werkes begann die Wohnbebauung.

Das Unternehmen ging nach dem zweiten Weltkrieg in der Deutschen Shell AG auf. Doch bereits in den 1960er-Jahren ließen vor allem Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns Monheim nicht unverschont. 1968 waren es laut Archivar Michael Hohmeier noch 300 Mitarbeiter. Neun Jahre später war die Zahl bereits auf 200 gesunken. 1987 war schließlich Schluss. Einer der Hauptkonkurrenten intern war das Werk in Köln-Godorf.

25 Hektar lagen an der Rheinpromenade brach. Es wurde über viele Jahre aufwendig saniert. Und war es Ende der 1980er-Jahren noch eine deprimierende Industrieruine, so gilt es heute, inzwischen unbenannt in Rheinpark, als einer der Hoffnungsträger bei den Gewerbeansiedlungen in Monheim. An die alte Raffinerie lässt nur noch die Fassabfüllhalle und das ehemalige Verwaltungsgebäude erinnern.

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