Fallschirmspringer Thomas Thorenz: „Beim Formationssprung zählt allein die Gruppe“

Der Monheimer Thomas Thorenz gehört zum Team Deutschland, das mit 213 Fallschirmspringern die größte nationale Flugformation aller Zeiten gebildet hat.

„Ohne haargenaue Koordination funktioniert das nicht“, sagt Thomas Thorenz. Das Bild zeigt einen "Stern" mit 121 Menschen aus dem Jahr 2004. Das war damals nationaler Rekord. Thorenz stellte nun mit seinem Team einen neuen Rekord mit 213 Fallschirmspringern auf.

„Ohne haargenaue Koordination funktioniert das nicht“, sagt Thomas Thorenz. Das Bild zeigt einen "Stern" mit 121 Menschen aus dem Jahr 2004. Das war damals nationaler Rekord. Thorenz stellte nun mit seinem Team einen neuen Rekord mit 213 Fallschirmspringern auf.

Foto: Joachim_Priedemann

Mit 213 anderen Fallschirmspringern haben Sie kürzlich den Weltrekord im Formationsfliegen geknackt. Wie kam es zu Ihrer Teilnahme?

Thorenz: Mein Verein, der Fallschirmsportclub Dädalus, hat das Ganze mitorganisiert. Als ich davon hörte, fragte ich, ob ich mitmachen könnte. Ich habe dann ein Jahr sehr intensiv trainiert, da ich zuvor mehr Freefly und Kamerafliegen als Formationsfliegen gemacht habe.

Worauf kommt es beim Formationsfliegen an?

Thorenz: Man braucht sehr viel Erfahrung im Fallschirmspringen — ich mache das schon seit rund 20 Jahren. Beim Bilden einer Formation im freien Fall ist Ruhe und Überblick gefragt. Selbstüberschätzung ist da völlig fehl am Platz. Jede Bewegung und jeder Griff muss genau sitzen.

Erst am letzten Tag ist Ihnen der Weltrekord geglückt. Eine ziemliche Drucksituation, oder?

Thorenz: Ja, die Zeit saß uns im Nacken. Wir haben eine Woche vor dem Rekordsprung mit den ersten Trainingssprüngen in Eloy begonnen. Drei Tage vor dem Erfolgssprung begannen die Rekordversuche. Beim 13. Versuch — am letzten Tag, an dem wir den Flugplatz nutzen konnten — hat’s geklappt.

Wie organisiert man 214 Springer, die im freien Fall eine Formation bilden?

Thorenz: Das ist generalstabsmäßig durchgeplant. Ohne haargenaue Koordination funktioniert das nicht. Es gab insgesamt neun sogenannte Sektoren. Einen Basissektor aus zirka 40 Leuten. Sie springen zuerst und bilden in der Luft den Kern. Die anderen acht Sektoren mit je 20 bis 25 Springern folgen und docken dann in der Luft an den Kern an. Jeder weiß ganz genau, wann er wo sein muss, bei wem er an die Hände oder Füße fassen muss.

Jeder noch so kleine Fehler hat also das Aus für den jeweiligen Versuch bedeutet?

Thorenz: Genau. Ein verkehrter Griff, ein paar Sekunden Verspätung — und die Formation ist hin. Es zählt allein die Gruppe, Einzelleistungen interessieren nicht, denn am Ende hat jeder genau die gleiche Leistung gebracht. Dass wir es am Ende geschafft haben, lag an unser aller Disziplin.

Sie sind aus 5700 Meter Höhe aus den Flugzeugen gesprungen. Dort oben ist die Luft ja schon verdammt dünn, oder …

Thorenz: Ab 4000 Meter Höhe atmen wir im Flugzeug zusätzlich über einen Schlauch Sauerstoff. Wenn dann die grüne Lampe angeht, die das Zeichen zum Absprung ist, sind wir nur etwa fünf Sekunden ohne zusätzlichen Sauerstoff.

Und beim Sprung selbst?

Thorenz: Das merkt man gar nicht. Innerhalb von zehn Sekunden sind wir ja wieder auf dem normalen Sauerstofflevel angekommen. Und nach nur 75 Sekunden war die Formation perfekt.

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