Hilden: Garstiger Humor schafft große Kunst

Ausstellung: Der Maler Hans-Joachim Uthke hat zu Texten von Eugen Roth Bilder gezeichnet.

Hilden. Es gibt einen Unterschied zwischen Mann und Frau. Den knapp 80 Besuchern der Ausstellungseröffnung im Wilhelm-Fabry-Museum dürfte das bereits vorher klar gewesen sein. Mit Blick auf eines der Werke von Hans-Joachim Uthke, "Unterschied" getitelt, erhält die Differenz beider Geschlechter jedoch eine neue Interpretation.

"Bekanntlich kommt das Kind im Weib durch das Gebären aus dem Leib", heißt es da. "Da aber sich das Kind im Mann nicht solcherart entfernen kann, ist es begreiflich, daß es bleibt und ewig in ihm lebt und leibt." Einer der vielen Betrachter schmunzelt und nickt: "Dem kann ich voll und ganz zustimmen."

Der Hildener Künstler Uthke hat Texte des 1976 gestorbenen Münchener Lyrikers Eugen Roth interpretiert und sie als Aquarelle, Collagen, Bleistift-, Tusche- und Farbstiftzeichnung dargestellt.

Roths Gedichtband "Der Wunderdoktor" sollte einst zur Aufmunterung der Soldaten im Fronteinsatz dienen. Als Uthke eine Kriegsausgabe von 1942 in die Hände fiel, wurden die ironischen, beinahe boshaften Texte zur Inspiration für den Maler.

Die Ergebnisse sind seit Sonntag unter dem Titel "Gelebt, geliebt, geraucht, gesoffen - und alles dann vom Doktor hoffen" zu sehen. "Seit etwa zehn Jahren beschäftige ich mich mit Texten von Eugen Roth und dem Thema Medizin", sagt Hans-Joachim Uthke. Das Lieblingsstück des 69-Jährigen: der "Unterschied". "Meine Frau schimpft immer mit mir. Da hab ich ihr das mal gezeigt."

Auch Johannes Vesper - selbst Arzt - hat bereits seinen Favoriten gefunden: "Äußerer Eindruck". "Du kannst nur rechnen auf Erbarmen mit kompliziert gebrochnen Armen", liest Vesper vor. "Das ist böse, das muss man mit Humor nehmen."

Er zeigt auf ein weiteres Bild. Das "Wartezimmer" lehrt seinen Betrachter: "Du bist ein Selbst-Dich-hin-Bemüher." Lange Wartezeiten, vorgeschobene Patienten: "Das entspricht natürlich nicht der Wahrheit", sagt Vesper mit einem Augenzwinkern. "Das sind sensationelle Werke."

Vera Weyer ist ganz seiner Meinung. Die Hildenerin kannte die Texte von Eugen Roth schon: "Ich wusste also, was mich erwartet. Die Texte und dazu diese Zeichnungen und Collagen - das ist eine sehr gute Kombination." Auch Bürgermeister Horst Thiele ist begeistert von der malerischen Umsetzung der lyrischen Werke. "Als hätten sich die Wege zweier Fixsterne getroffen", schwärmt er. "Uthke hat sich immer wieder mit medizinischen Themen befasst, er passt in das Profil dieses Hauses."

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