Hilden: Polizei sprengt Drogenring

Zwei Düsseldorfer hatten in Hilden und Umgebung Jugendliche mit massiver Gewalt zum Dealen gezwungen – und wurden schließlich von ihren Opfern angezeigt.

Hilden. Am Ende wurde ihre eigene Brutalität ihnen zum Verhängnis: Dennis M. und Holger P. (beide 23, Namen von der Redaktion geändert), die sich mit Drohungen, Misshandlungen und Erpressungen von Hilden aus im Süden des Kreises Mettmann einen eigenen Drogen-Vertriebsring aufgebaut haben sollen, wurden angezeigt. Von ihren eigenen Opfern, die selbst zu Tätern geworden waren. So gelang es der Hildener Polizei am 27. Juni, die beiden Düsseldorfer festzunehmen. Seither sitzen die beiden aktiven Kickboxer in Düsseldorf in Untersuchungshaft.

Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen der Polizei müssen die jungen Düsseldorfer gegen Ende Januar angefangen haben, in Hilden und Umgebung junge Leute aus der hiesigen Drogenszene für ihre Zwecke als Dealer einzuspannen. "Die hatten hier einen offeneren Markt als in Düsseldorf", erklärt Polizeisprecher Frank Sobotta.

Mit Drohungen, psychischer und körperlicher Gewalt und auch mit Einsatz von Waffen sollen die mutmaßlichen Täter ihr neues "Personal" gefügig gemacht haben. Die Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren seien allesamt selbst entweder Konsumenten oder Kleindealer und somit erpressbar gewesen. "Die konnten nicht ohne Weiteres zur Polizei gehen", sagt Sobotta.

Schließlich wandten sich dann aber doch einige Dealer an die Polizei - sie hielten die Gewalttätigkeit ihrer Auftraggeber nicht mehr aus. Laut den Ermittlungen der Polizei haben die 23-Jährigen unter anderem einen ihrer Dealer in einer Wohnung über Stunden massiv misshandelt - unter anderem soll der Mann mit einer Gürtelschnalle geschlagen worden sein, und die 23-Jährigen sollen ihm gedroht haben, mit einer Zange seine Zähne zu ziehen.

"Die Dealer brachten zum Teil ihre Umsätze nicht mehr", so Frank Sobotta. Um ihren Profit zu steigern, sollen die 23-Jährigen ihre Dealer zum Verkauf von gestrecktem oder minderwertigen Marihuana angehalten haben - dadurch seien die Einnahmen zurückgegangen. Die beiden Düsseldorfer sollen daraufhin sogar versucht haben, bei den Eltern ihres "Personals" Geld einzutreiben. "Die haben sich sehr sicher gefühlt", sagt Sobotta.

Eine Ermittlungsgruppe des Hildener Kriminalkommissariats war den beiden Männern und ihrem Vertriebsring zwar seit Februar diesen Jahres auf der Spur. Doch erst als einige der unfreiwilligen Dealer ihr Schweigen brachen, gelang die Festnahme der Düsseldorfer. Gegen sie erging auch deshalb sofort Haftbefehl, weil die beiden bereits Bewährungsstrafen wegen ähnlicher Delikte laufen hatten.

Tatorte Neben Hilden waren die Düsseldorfer und ihre Handlanger auch in Langenfeld und Haan unterwegs.

Umfang Bisher sind der Polizei fünf Auftragsdealer bekannt, die wöchentlich zwischen 50 und 100 Gramm Marihuana zu verkaufen hatten - Schwarzmarktwert: zwischen fünf und 20 Euro je Gramm.

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