Jeder Handgriff kann ekelige Folgen haben

Grünpflege: Für die Mitarbeiter der städtischen Pflege- und Mähkolonnen lauert so manche böse Überraschung im Gras und in Beeten.

Hilden. Jede Hinterlassenschaft von Hunden auf Bürgersteigen ist ärgerlich - vor allem, wenn ein Fußgänger die Tretmine übersieht. Hundekot auf Spielplätzen ist mehr als ärgerlich. Das ist gefährlich, weil kleine Kinder ihn in den Mund nehmen und verschlucken könnten.

Bei den meisten Hundehaltern hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt, denn "das Problem hält sich in Grenzen", weiß der städtische Gärtner-Meister Hermann Meiring(57). Für ihn und weitere 29Mitarbeiter des Bauhofs lauert die Gefahr an anderen Orten: in den städtischen Grünanlagen, für deren Pflege sie zuständig sind.

"Wir haben täglich Hundedreck unter den Schuhen, wöchentlich an der Hose und manchmal am Pullover oder selbst im Gesicht", beschreibt Gärtnerin Anja Rother(41) die Situation. "Und das ist ekelhaft, richtig ekelhaft." Zur Hunde-Hasserin ist die Vorarbeiterin deswegen nicht geworden, "das Tier kann schließlich nichts dafür". Das erledigt nur sein ganz natürliches Geschäft.

Das Problem liegt bei Herrchen oder Frauchen, die den Haufen ihres Vierbeiners nicht mitnehmen wollen und ihren Hund stattdessen auf Wiesen und Baumscheiben oder im so genannten Straßenbegleitgrün das Geschäft erledigen lassen.

Zwei Pflege- und eine Mähkolonne des Bauhofs sind im Stadtgebiet unterwegs und kümmern sich um das städtische Grün. Und obwohl die Wildwiesen gerne als Hundeauslauf genutzt werden, sind sie nicht das eigentliche Problem. Dort werden meistens Mäher mit einem geschlossenen Mähwerk eingesetzt, dessen Gehäuse bis zum Boden reicht. "Da spritzt nichts weg", so Meiring. Eine Zumutung sei dort vor allem im Hochsommer der Geruch. Schlimmer ist es, wenn nur mit dem Fadenmäher gearbeitet werden kann. Dann ist der Gesichtsschutz ein absolutes Muss.

Besonders beliebt bei Hundehaltern - und entsprechend unbeliebt bei den Gärtnern - ist die Grünanlage am Eichelkamp. "Da ist jeder Schritt ein Treffer", so Rother. Noch schlimmer sind allerdings die bepflanzten Grünanlagen. "Da kann man nicht nur hacken, das muss auch geschnitten werden", sagt Meiring - viel Handarbeit. Handschuhe sind dabei Pflicht - nicht nur wegen der möglicherweise am Boden liegenden Scherben.

Desinfektionsmittel gehören zur Ausrüstung der Kolonnen, eine Hepatitis-Impfung ist ratsam, aber nicht vorgeschrieben. Neuen Kollegen rät Rother außerdem, sich immer gründlich die Hände zu waschen, "denn es war nicht alles Morgentau, in das du gegriffen hast".

Dabei unterstellt die Gärtnerin den Haltern nicht einmal Böswilligkeit, "das ist oft unbewusstes Handeln". Aber auch nicht immer. "Es passiert auch, dass ein Halter seinen kleinen Hund sogar dann in ein Hochbeet setzt, wenn wir auf der anderen Seite arbeiten", so Meiring. So richtig geht ihm aber der Hut hoch, wenn der Aufforderung, die Hinterlassenschaft doch bitte mitzunehmen, ein Spruch wie "wir zahlen doch Hundesteuer" folgt.

Bei derartigen Erfahrungen verwundert es nicht, dass sich der Gärtner-Meister wünschen würde, Hunde im Stadtpark zu verbieten. Denn nicht nur deren Kot ist ein Problem. Weniger greifbar, dafür aber deutlich sichtbar sind die Spuren, die ihr Urin hinterlässt. Der hohe Salz-/Ammoniak-Gehalt verbrennt jede Pflanze. "Das hält kein Bodenbewuchs aus - und auf Dauer auch ein Baum nicht", so Meinring.

Ein einzelnes Beinchen-Heben ist da nicht so schlimm, die Masse machts. Immerhin leben 2487 angemeldete Hunde (plus Dunkelziffer) im Stadtgebiet. Und insbesondere Rüden suchen sich für ihre Reviermarkierungen immer wieder die gleichen Stellen aus. Das hat Folgen: "Jedes Jahr geben wir einige 1000 Euro für neue Bodendecker aus, die nur wegen Hundeurin kaputt gegangen sind", sagt Meiring.

Und wo sollen die Hunde dann ihr Geschäft erledigen? "Auf einer der vier Hundewiesen in der Stadt", so Meiring. Die brauchen seine Mitarbeiter auch nicht so oft mähen, "da wächst das Gras sowieso nicht". Und ansonsten ist der Bürgersteig der beste Ort für das große Geschäft, denn dort kann Herrchen ihn leicht mit einer Hundetüte aufheben und mitnehmen.

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