Langenfeld: Realschüler verwandeln die Stadtbibliothek in einen Zoo

Die 5c der Gutenberg-Schule hat sich von einem Gemälde von Raafed Jarah anregen lassen.

Langenfeld. Normalerweise geht es in der Stadtbibliothek ruhig zu. Kein Besucher soll beim Lesen gestört werden. Aber am Dienstag wurde dort die Stille dreimal kurz hintereinander von einem langezogenen "Ja" aus 28 Kinderkehlen durchbrochen. Die 5c der Johann-Gutenberg-Schule war sich einig: "Ja, das Kunstprojekt mit der Artothek hat Spaß gemacht. Ja, wir haben dabei mehr über Tiere erfahren, und besser zu malen gelernt." Unter dem Titel "Animals" stellen die Realschüler bis zum Ende der Weihnachtsferien aus, zu welchen eigenen Tierdarstellungen sie das Bild der kämpfenden Hähne des Malers Raafed Jarah angeregt hat.

Der in Düsseldorf lebende und dort an der Akademie studierende Kurde Jarah (23) hatte sich im Juli beim Kunstverein vorgestellt. "Das Bild ,Hähne’ haben wir aus der Ausstellung für die Artothek erworben", sagt Martina Seuser. Die Leiterin der Stadtbibliothek betreut auch die Sammlung mit derzeit 450 Originalkunstwerken, die sich Langenfelder größtenteils für jeweils zwei Monate ausleihen und in die Wohnung oder das Büro hängen können (siehe Kasten).

5000 Euro stehen Seuser für Ankäufe Jahr für Jahr zur Verfügung. Die zweite Neuerwerbung 2009 ziert erst einmal das Vorzimmer von Bürgermeister Frank Schneider. "Ein auf Holz gemaltes Unikat von Armin Weinbrenner, der lange in Köln gearbeitet hat", erklärt Seuser. Für die Artothek kämen nur Werke von Künstlern aus der Region und solchen, die in Langenfeld ausgestellt haben in Betracht. Der Bestand wachse jährlich um maximal drei bis vier Kunstwerke. Beim Sammeln wird auf Klasse statt Masse gesetzt. Ein Siebdruck von Otmar Alt, eine Radierung von Dagmar Ranft-Schinke, Grafiken von Otto Herbert Hajek, Heinz Mack, Otto Piene oder doch lieber ein Prägedruck von Günter Uecker? Kein Problem, diese hochkarätige Gegenwartskunst hält die Artothek für Kunstfreunde bereit. Allerdings müssen die volljährig sein, um diese ausleihen zu können.

"Kinder und Jugendliche kommen mit der Artothek nur über die Kunstprojekte in Kontakt, die wir zweimal jährlich anbieten", sagt Martina Seuser. Die Bibliothek arbeitet dabei mit der Kunstpädagogin Andrea Rützel vom Duisburger Lehmbruck-Museum zusammen.

"Sie hat bei uns über vier Wochen jeweils zwei Doppelstunden lang mit den Kindern gearbeitet. Es ist etwas ganz anderes, ob man ein Original als Anregung zeigen kann, oder nach Vorlagen aus einem Buch arbeitet", zeigt sich Andrea Laufenberg, Kunst- und Klassenlehrerin der 5c, begeistert.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Für Tobias (10Jahre) stand fest, "dass ich eine Schlange male". Aber, dass das Reptil, das sich mit glatter Haut um den Baumstamm schlängelt, noch besser zur Geltung kommt, wenn es von einer körnigen Struktur umgeben ist, hat er gerade erst gelernt. "Das Grün des Urwalds besteht aus aufgeleimtem und gefärbtem Vogelsand", erklärt er. Robert (11) hat die raue Haut seines Nashorns mit geknittertem Papier plastisch gemacht. "Die Blätter am Baum, die in die Umrisse des Nashorns übergehen, sind ganz glatt", weist er auf die Besonderheit hin. "Ich werde meinen weißen Hai, der sich gerade einen bunten Fisch schnappt, im Internet versteigern", ist Mick (11) vom Erfolg überzeugt. Viel Arbeit hätten die Meeresschattierungen bereitet.

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