Langenfeld: Wie die Vögel im Wind

Bei der Luftsportgruppe Erbslöh ist der Mannschaftsgeist ganz wichtig.

Langenfeld. Mit Fallschirm und Sonnenbrille klettert Natalie Friese in die schmale Holzverschalung des Cockpits. Kuppel schließen, alles nochmal durchgehen, dann zieht die 300 PS-Seilwinde die 17-jährige Gymnasiastin auf 400 Meter Flughöhe über Wiescheid. Das Kunststoffseil sirrt im Wind: Von Tempo Null auf 100 in drei Sekunden.

Im Feriencamp in Wittstock an der Mecklenburger Seenplatte hat sich die flugbegeisterte Langenfelderin freigeflogen: der erste Schritt auf dem Weg zur Lizenz. Ab jetzt darf sie sich allein - ohne Fluglehrer an Bord - in die Lüfte schwingen. "Wenn ich auf 2.000 Meter hoch komme, ist das ein tolles Gefühl", schwärmt sie.

Aufsteigende Winde heben die Segler auf solche Höhen. In weiten Schleifen kreisen sie in den Warmluftblasen, zusammen mit anderen Fliegern oder mit Raubvögeln. "Wir kurven oft zusammen mit Bussarden", erzählt Pilot Joël Wagner.

Die Tiere beherrschen den Segelflug von Natur aus. In Wittstock war es einmal ein Storch mit seiner beeindruckenden Spannweite, der Wagner den Weg zum Aufwind wies. Neben dem Cockpit, oft in nur drei, vier Metern Entfernung, gleiten die Vögel.

Segelfliegen in der Luftsportgruppe Erbslöh ist ein Mannschaftssport. Wagner: "An Flugtagen beginnen wir um 9 Uhr mit dem Briefing", also mit der Besprechung über Wetter und Organisatorisches. Die Bodenmannschaft, Windenpersonal, Startleiter und Luftaufsicht müssen eingeteilt werden. Eine Stunde dauert dann der Aufbau von Winde und Startkontrolle und das Herausrollen der Flugzeuge aus der Halle.

Wenn alles stimmt, bringen die Hochleistungsflugzeuge, die aus Kohlefaser sind, Erstaunliches zuwege. "Letzten Monat hat eine Gruppe 1.100 Kilometer an einem Tag zurück gelegt", so Wagner. Von Langenfeld ging es erst nach Aachen, dann in Gegenrichtung bis nach Leipzig, am Abend schließlich zurück nach Wiescheid. Ohne Zwischenlandung, mit Trinkwasser, Bananen und Schokoriegeln im Gepäck.

Rund 120 Mitglieder sind im Flugverein aktiv, etwa die Hälfte davon Jugendliche. "Segelfliegen ist ein Sport, den sich jeder leisten kann", versichert Wagner. Fast alles wird selbst gebaut und repariert. Die 15 Flugzeuge im Wert von jeweils einigen 10.000 Euro gehören dem Verein. An Beitrag zahlen Schüler 50 Euro im Monat, bei Erwachsenen hängen die Kosten von der Zahl der Flüge ab.

Die historischen und modernen Flugzeuge der Luftsportgruppe können Interessenten am Flugplatztag Anfang September bestaunen. Dann kommen außerdem Fliegerfreunde von weit her, zeigen Segelkunstflug, spektakulären Motorflug und Kunststücke mit detailgetreuen Modellfliegern.

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