Monheim: Lieferservice für Senioren läuft schleppend

Einzelhändler erklären das erst im vergangenen Frühjahr angelaufene Projekt für tot. Jedoch stimmen sie zu: Der Bedarf ist da.

Monheim. Da hat die 74-Jährige ihre Einkäufe für die nächsten Tage beisammen und in zwei große Tragetaschen verpackt. Am Ausgang des Supermarktes graut’s ihr aber: Das muss ich jetzt den ganzen Weg nach Hause schleppen. Ein Lieferservice wäre eine echte Erleichterung.

Bei den großen Discountern biss Ursula Klomp von vorneherein auf Granit. Kaufland verwies auf seine Zentrale in Neckarsulm. Und auch die Monheimer Kaufpark-Filiale könne so etwas nicht im Alleingang entscheiden. "Nichtsdestotrotz halte ich es für eine schöne Sache", sagt Filialleiter Veton Jusufi. "Personell sind wir dazu aber nicht in der Lage." Bei Aldi habe sie sich erst gar nicht mehr getraut zu fragen, so Ursula Klomp.

Private Einzelhändler können sich die Kundengunst nur durch bessere Dienstleistung gegenüber den Großen durchsetzen. Meint man. Doch auch sie haben das Seniorenprojekt für tot erklärt. "Das ist vergebene Liebesmühe", sagt Sylvia Maiwald, die allein ein Reformhaus führt. "Ich habe es versucht, aber es gab keine Nachfrage. Die Senioren regeln das meist allein, manchmal kommt zum Beispiel der Enkel mit zum Einkaufen."

Ähnliche Erfahrungen hat Peter Stapke in seinem Lebensmittelmarkt gemacht. Den Lieferservice für alle Altersklassen bietet er schon seit längerem an. Die Kunden rufen an, bestellen Ware, ein Fahrzeug bringt den Einkauf vor die Haustür. Der Service werde täglich angefordert, so Stapke. Aber nicht von Senioren. Dabei glaubt er selbst: "Der Bedarf ist da." Schließlich sind knapp 8000 Menschen in Monheim 65 Jahre und älter.

Zertifikat Der Seniorenrat in Karlsruhe vergibt jährlich ein Zertifikat "Seniorenfreundlicher Service" an Einzelhändler. Bewertet wird neben Lieferservice auch Zugangsfreundlichkeit und Beratung. Derzeit beteiligen sich 86Geschäfte vom Elektrofachhandel bis zum Metzger.

Senioren-Supermarkt Im "Supermarkt der Generationen" in Chemnitz, einem Testmarkt von Edeka, sind die Gänge breiter und die Preisschilder größer als in anderen Geschäften, Ruhebänke stehen zwischen Regalen. Ein Einpack- und Lieferservice ist ebenfalls inbegriffen.

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