Monheim: Lottenschule - Eine Lehrerlegende sagt adieu

Rektorin Marion Goller ist in den Ruhestand gegangen. Sie erinnert sich gerne an die 40 Jahre, hält aber auch Kritik nicht zurück.

Monheim. "Ach wissen Sie: Ich könnte die ganze Zeit erzählen." Marion Goller lacht. Sie ist noch einmal in "ihrer" Schule an diesem Dienstagmorgen. "Hallo, Frau Goller!" Lottenschüler kommen gerade vom Gottesdienst, sind ganz aufgeregt, die Lehrerin zu sehen. Die 63-Jährige lacht, schaut den Kleinen hinterher. "Die Schüler vermisse ich wirklich, andere Dinge ganz und gar nicht."

Marion Goller ist aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand gegangen. Seit 1967 Lehrerin an der katholischen Lottenschule, wurde sie 1990 Rektorin. "Ich bin noch echte Volksschullehrerin. Damals kam ich direkt nach der Ausbildung aus Neuss nach Monheim. Es war auch die Zeit der Trennung. Aus der Volksschule wurde eine Grundschule und gegenüber die katholische Franz-Boehm-Hauptschule." Sie lacht bei der Erinnerung. "Als ich damals in einer dritten Klasse anfing, da hatte die noch 52 Kinder. Im selben Raum sind es heute maximal 30 Schüler. Es war früher aber auch noch eine ganz andere Art von Unterricht."

Im Laufe der Jahre habe sich viel verändert in der Pädagogik. "Aber was wir aktuell erleben, ist ganz sicher nicht alles gut", ist für die erfahrene Rektorin beispielsweise die angeordnete Empfehlung durch die Lehrer für die weiterführenden Schulen wenig sinnvoll. "Das ist nach der vierten Klasse oft noch gar nicht möglich. Es ist unglaublich, was da manchen Kindern angetan wird." Marion Goller ist inzwischen eine bekennende Befürworterin der Gesamtschule. Das habe nichts damit zu tun, dass ihr Mann selbst dort unterrichtet. "Es ist einfach das bessere System."

Völlig unverständlich ist für die 63-Jährige, wie sich zum Teil die Schulverwaltung im Rathaus und das Schulamt in Mettmann verhalten. "Wir haben bereits im Jahre 2000 für die Lottenschule gefordert, dass die Jungentoilette saniert werden muss. Geschehen ist bis heute nichts. Und dass meine Stelle nicht neu besetzt wird, ist nicht nachvollziehbar." Sie schüttelt den Kopf beim Gedanken daran, dass Margarete Mathias-Ehrhardt, Rektorin der katholischen Kniprode-Schule in Baumberg, kommissarisch beide Grundschulen leitet. Mettmann rechtfertigt das mit dem Hinweis, dass durch den Geburtenrückgang die künftige Schullandschaft unklar sei. "Dieses Hickhack macht mir den Abschied schon leichter", so Marion Goller.

Einweihung Die Schule an der Lottenstraße wurde 1933 als katholische Volksschule eingeweiht.

Namen Die Nazis nannten sie Schlageter-Schule - nach einem von ihnen als Helden hochstilisiertem Freikorps-Kämpfer, der die französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet sabotierte und 1923 bei Düsseldorf hingerichtet wurde. Nach dem Dritten Reich war die Schule wieder ohne Namen. Erst 1983 wurde sie offiziell zur Lottenschule. Bis zur Anbringung eines Schriftzuges dauerte es nochmals 20 Jahre.

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