Monheim: Priesteranwärter Andreas Süß - „Klar hätte ich gerne Kinder“

Was bewegt einen jungen Menschen dazu, Priester zu werden? Für Andreas Süß ist es das emotional erfüllende Leben.

<strong>Monheim. Von der Betriebswirtschaftslehre zu Gott - so könnte man kurz und knapp den beruflichen Werdegang von Andreas Süß (31) beschreiben. Der gebürtige Monheimer wird Priester, im tiefsten Herzen ist er es schon. Im Mai 2008 ist es soweit: Nach fünf Jahren Studium und spirituell-praktischer Ausbildung und drei Jahren im Priesterseminar wird Süß zum Priester geweiht. Was folgt, ist ein Leben mit und für Gott und die Menschen. Wie kann man jemanden beschreiben, der bewusst ein ganz anderes Leben als der Durchschnittsdeutsche lebt? Der auf Familie verzichtet und sich für das Zölibat entscheidet? Konservativ oder alternativ? Süß ist keines von beidem und gleichzeitig beides in einem: "Ich fühle mich getragen von Gott. Dieses Leben ist emotional erfüllend." Im gleichen Atemzug findet er die derzeitige mediale Präsenz der Kirche "cool" und die Wir-sind-Papst-Rufe "krass".

Er möchte "nicht frömmelnd" an die junge Generation herantreten: Mit strahlenden Augen spricht er von "Nightfever", dem von ihm mit ins Leben gerufene Projekt, das den Geist des Weltjugendtages erhalten soll. Nightfever lädt an einem Samstagabend im Monat bis Mitternacht vor allem junge Passanten in die Kirche zu Gesprächen, Gesang und Gemeinschaft ein, die danach vielleicht in die Disko weiterziehen.

Begeistert erzählt er von einer nächtlichen Wallfahrt quer durch Bonn, laut singend, oder von einer Spontanaktion, über Nacht nach Rom zu fliegen. Das ist unter Priestern eher unkonventionell. Fehlende Linientreue ist ihm aber kaum vorzuwerfen: "Am Weltjugendtag durfte ich den Papst persönlich begrüßen. Ein unvergesslicher Moment, an dem Gottes Nähe zu spüren war."

Trotz der Nähe zur Kirche entscheidet sich der heute 31-Jährige erst nach sechs Semestern BWL für den beruflichen Weg mit Gott. Nicht etwa von Verzweiflung über Statistik-Vorlesungen rührt der Wechsel: Wirtschaft und Politik sind sein Steckenpferd, doch hatte er mit diesem Studium dem Vater nacheifern, etwas "Richtiges" aus seinem guten Abiturschnitt machen wollen, den er sich auf dem Opladener Marianum erarbeitet hatte.

Nun eifert er einem anderen Vater nach und macht trotzdem etwas "Richtiges". Wie ein missionarischer Glaubenskrieger wirkt er nicht, doch möchte er Menschen bewegen und begeistern, auf den Weg zu Gott führen, Gott suchen helfen: "Die Kirche hat der Gesellschaft etwas zu sagen, kann Wegweiser für ein glückliches Leben sein. Natürlich kann man sich in manchen Punkten an der Kirche reiben. Doch sollte man selbst etwas ändern, nicht alles auf Gott schieben."

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