Monheim: Wilfried Schmickler im Gespräch

Interview: Kabarettist Wilfried Schmickler ist im ehemaligen Stadtteil aufgewachsen und hat viele Erinnerungen daran. Doch auch zu aktuellen Dingen hier hat er seine Meinung.

Monheim/Hitdorf. "Es gibt nicht viel, worum Köln Monheim beneidet. Aber das Sojus7 gehört dazu." Das hat einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten, Wilfried Schmickler, wiederholt bei Auftritten in unserer Stadt gesagt. Und nicht nur beim Sojus weiß er, wovon er spricht in Bezug auf Monheim. Denn der 53-Jährige ist in Hitdorf aufgewachsen. Und das gehörte bekanntlich bis 1975 zu Monheim. Im WZ-Interview erinnert sich Wilfried Schmickler.

Sie sind damals noch im Monheimer Stadtteil Hitdorf aufgewachsen. Was ist ihre schönste Erinnerung an die Monheimer Zeit?

Wilfried Schmickler: Die großartigen Spielmöglichkeiten am Rhein und in den Feldern, die ersten Schmusetanz-Partys im Jugendheim der katholischen Kirche und die Auswärtsspiele der Jugend-Fußballmannschaft im Tabak-Express von Herrn Rathjen.

Was ist Ihre schlimmste Erinnerung?

Schmickler: Der Klatsch und Tratsch in der sogenannten Dorfgemeinschaft, der Facon-Schnitt beim Friseur Schmickler und das Plumpsklo bei meiner Oma in der Hitdorfer Fährstraße.

Auf welche Schulen sind sie gegangen?

Schmickler: Auf die vom Hausmeister Schwippert tadellos gepflegte Katholische Volksschule in Hitdorf, wo uns die einzigartige Frau Zimmermann mit ihrer berühmten Laute die entsprechenden Töne bei gebracht hat. Im Dritten kam dann Frau Schultes, die sich dankenswerterweise dafür eingesetzt hat, dass ich auf die "Höhere Schule" geschickt wurde, also aufs "Lukas Eins" in Opladen. Übrigens gab es damals auf dem Schulhof in Hitdorf noch einen mindestens 4 Meter hohen Maschendrahtzaun, der uns Katholische vor dem ketzerischen Einfluss der Evangelischen schützen sollte. Genützt hat es nichts.

In einer Biographie ist zu lesen, dass sie Zivildienst in einer Jugendeinrichtung gemacht haben. Welcher?

Schmickler: Im Haus der Jugend der Arbeiterwohlfahrt in Leverkusen-Wiesdorf. Nachmittags Schulaufgaben-Betreuung für Spätaussiedler-Kinder, abends Jasmin-Tee-Kochen für jugendliche Freaks. Die Leitung des Hauses hatten Axel und Irmhild Vollmer, ohne die ich heute nicht der wäre, der ich zu sein versuche.

Ihre Liebe zum Sojus7 ist bekannt. Sie leben aber seit langem in Köln. Was denken Sie, wenn Sie heute nach Monheim kommen?

Schmickler: Na, da simmer ja wieder! Und: alles so schön neu hier! Aber wenn ich dann von den Aktivisten im Sojus7 erfahre, mit wie vielen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben, dann frage ich mich, warum diese vortreffliche Einrichtung ein solches Schattendasein im blühenden Wirtschaftsstandort Monheim führen muss.

Wie intensiv knien Sie sich in Monheimer Themen wie Bürgermeisterkandidaten-Hickhack, bevor Sie einen Auftritt hier haben?

Schmickler: In meinem Alter kniet man sich nur noch selten, weil man eventuell hinterher nicht mehr hochkommt. Und ihren Hickhack, den sollen die Monheimer selbst austragen.

Welche Parteien sitzen im Monheimer Stadtrat?

Schmickler: SPD, CDU, FDP, Grüne und diese in Deutschland ziemlich einzigartige junge Wählergemeinschaft Peto.

Sie gelten als einer der schärfsten Kabarettisten. Man muss wohl nicht in der Großstadt aufwachsen, um politisches Bewusstsein zu entwickeln.

Schmickler: Erstens ist das mit dem "schärfsten" relativ und zweitens hat ein politisches Bewusstsein nichts zu tun mit der Geographie. Der Vorteil einer mehr ländlichen Gegend ist allerdings: Man kann weiter gucken!

Kommen Sie noch häufig privat in Richtung Monheim? Der Name Schmickler ist ja in Hitdorf sehr weit verbreitet.

Schmickler: Was die Schmicklers angeht, so muss irgendwo in Hitdorf ein Nest gewesen sein. Und da ja jeder Mensch ein wenig Nestwärme benötigt, habe ich natürlich noch zahlreiche Kontakte. Da ist natürlich zu aller erst meine Mutter, aber da sind auch viele Freunde und Bekannte von früher. Und da ist natürlich - neben dem Sojus7 - das wunderbare Matchbox-Theater in Hitdorf.

Ein Abend mit Wilfried Schmickler, das ist auch ein Abend mit einem Wilfried Schmickler, der seine Stimme extrem strapaziert. Fällt die Stimme da auch schon mal aus?

Schmickler: Fällt die Stimme aus, fällt der Abend aus. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wird auf jeden Fall gepfiffen. Wenn’s nicht anders geht, auch aus dem letzten Loch.

30 Jahre Schmickler - "Es war nicht alles schlecht" heißt ihr neues Programm. Im Sojus7 gibt es am 19.September eine Vorpremiere. Geht der kabarettistische Rückblick bis zu den Monheimer Wurzeln?

Schmickler: Was zu weit geht, geht zu weit!

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