Operette op Monnemer Aat

Das Publikum in der ausverkauften OHG-Aula stand Kopf.

Monheim. Bravo-Rufe, Wunderkerzen, Zugaben. Das hat es in der Aula des Otto-Hahn-Gymnasiums noch nicht gegeben. Die Operette "Napoleon in Monnem?" übertraf alle Erwartungen.

An die 200 Darsteller, Orchester, Mitwirkende vor und hinter der Bühne mussten sich nach der Vorstellung immer wieder verbeugen. "Das war große Klasse", lautete der einhellige Tenor des begeisterten Publikums.

Die Operette der Monheimer und das Rätselraten um den Besuch des Feldherrn in der Gänselieselstadt hatten schon viele Monate für Gesprächsstoff gesorgt. Schaffen es das "Panikorchester Monnem am Rhing" und ihre Freunde, sich nach den Opern "Zauberfidel" und "Glockenguss" noch einmal zu steigern?

Den Beweis traten sie Freitag bei der Premiere und am Samstagabend an. Drei Stunden währte der unbeschwerte Spaß mit viel Monnemer Herz, Monnemer Platt und Monnemer Fastelovend.

Die Handlung ist schnell erzählt: Liebe, Eifersucht, Versöhnung. Zum Schluss erscheint Napoleon, aber es ist nicht der große Bonaparte, sondern sein jüngster Bruder Jerome (Werner Goller), dazu noch mit einem Freund (Klaus Fleischer), der in Monheim mit der Kutsche vorfährt.

Emil Drösser spielt den Präsidenten der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft, Wilhelm Gladbach. Er liebt die Wirtstochter Christine Roth, dargestellt von Konzertpianistin Ruth Drechsel-Püster. Wie sie nach Irrungen und Wirrungen zueinander finden, haben die beiden überzeugend dargestellt.

Und jeder Szene merkte man das Händchen von Regisseur Leo Decker, Leiter der Rheinischen Operettenbühne, an. Ruth Drechsel-Püster hatte ihren alten Studienfreund angesprochen, ob er Regie führen wolle, und der war von den Monheimern begeistert.

"Ob im Wirtshaus Speck oder in der Altstadt vor dem Schelmenturm, immer mit Tanz, Gesang und Spaß an der Freud und Monheimer Bier" - die Texte der gängigen Opernmelodien von Strauss bis Offenbach, von den Solisten und Chören hervorragend einstudiert, wurden umgeschrieben.

Oliver Drechsel dirigierte das fast 30-köpfige Profiorchester mit einem Augenzwinkern. Da mischte sich schon mal die Melodie von "Scheißegal", Mottolied der "Paniker", in die Ouvertüre ein.

Die Handlung der Operette hat natürlich mit der wahren Historie nichts zu tun. Emil Drösser hat das Libretto genau auf Monheimer Verhältnisse umgeschrieben. Waren die Kosaken eher am Rhein oder die Franzosen? Wen interessiert das? Doch dass Monheimer Namen fallen, dass Originale dargestellt werden - das begeistert das Publikum.

Aschenbroichs Wilhelm, der Voigt, mit Gattin Luise, Pfarrer Heinrich Lieser, Christian Peters, Bürgermeister, das sind Namen, die man in Monheim kennt. Und auch der Schnaps, "Weiße Hoosemann", kommt vor.

Das Publikum kennt natürlich die Darsteller. "Das ist ja euer Nachbar", hört man da im Zuschauerraum. "Und das ist doch Falk Breuer", stellen die Zuschauer fest, als der evangelische Pfarrer den französischen Marschall Joachim Murat mimt.

Szenenapplaus für die beiden Schlauberger, die Baumberger, die als Winkeladvokaten den betrunkenen französischen Marschall überlisten. Und immer wieder Beifall für Emil Drösser: Nach einem heftigen Streit mit den Kosaken wird er nach Russland deportiert.

Regisseur Leo Decker greift immer wieder zu Filmaufnahmen zurück. Eine zeigt Drösser beispielsweise am vermeintlichen Ufer der Wolga. Dass es sich dabei aber um den Rhein handelt, erkennt der kundige Zuschauer am Aalschocker und den Pappeln auf der schäl Sick.

Eine tolle Idee: Zwischendurch werden Filme von alten Karnevalssitzungen und Rosenmontagszügen gezeigt. Die ältesten Filme sind von 1934 aus dem Archiv von "Paniker"-Freund Armin Drösser. Drei Stunden pures Vergnügen.

Auch die Schlagzeuger Ralf Müller und Wolfgang Wölke haben ihren Spaß an den Dialogen auf der Bühne. "Bei den Proben war hier immer eine irre Stimmung", meinten die beiden nach dem allerletzten Applaus.

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