Rehkitze im Knipprather Wald: Die Hüter der Kinderstube

Im Mai und Juni werden die meisten Rehkitze geboren. Jäger geben Verhaltenstipps für den Knipprather Wald.

Monheim. Ein Pfiff hallt durch den Knipprather Wald. Timo, Jasco und Ratz machen auf der Stelle kehrt, rennen auf Thomas Kober zu und setzen sich vor seine Füße. Der Jäger hat seine Hunde im Griff.

Das gilt nicht für alle Waldbesucher. Besonders im Mai und Juni ist das ein Problem — dann werden die meisten Rehkitze geboren. „In jedem Hund steckt der Jagdinstinkt, auch in einem Pudel“, sagt Kober.

Aber nicht nur Hunde sind eine Gefahr. Auch die Begegnung Mensch und Rehkitz kann tragisch enden. „Kinder haben einmal ein Kitz gestreichelt. Die Mutter nimmt ihr Junges dann nicht mehr an“, sagt Uwe Rannow, der sich als Begehungsschein-Inhaber um das Wild im Knipprather Wald kümmert.

Er musste das Rehkitz zu einer Aufzuchtstation in die Eifel bringen, wo es mit der Flasche großgezogen wurde.

„Das Beste was Spaziergänger tun können, wenn sie ein Rehkitz sehen, ist, gar nichts zu machen“, sagt Rannow. Besorgte Waldbesucher rufen immer wieder bei ihm an, weil sie glauben, ein verlassenes Kitz entdeckt zu haben.

Dabei ist es normal, dass die Mutter ihr Junges bis zu fünf Stunden „ablegt“. Macht das Rehkitz einen kränklichen Eindruck oder sind Verletzungen erkennbar, sollte die Kreisjägerschaft informiert werden. Anfassen ist aber tabu.

„Zum Glück sind die Kitze im hohen Gras gut versteckt“, sagt Jäger Kober. Doch seitdem Wald und Wohngebiet enger zusammenrücken, kommen sich auch Wild und Mensch unweigerlich näher. „Um die Baumberger Chaussee war früher nur Feld und Wiese“, sagt Kober.

Der Lebensraum für die Tiere ist in den vergangenen Jahren geschrumpft. „Deshalb wird Toleranz und Respekt der Natur gegenüber immer wichtiger“, sagt Kober. Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer, Hundehalter und Tiere müssten sich den Wald teilen.

Damit das Miteinander klappt, wäre es Uwe Rannow am liebsten, wenn in seinem Wald Anleinpflicht für Hunde herrschen würde. Da das Gelände kein Naturschutzgebiet, sondern nur ein Landschaftsschutzgebiet ist, dürfen Hunde auf den Wegen frei laufen.

Doch die Wenigsten bleiben auch auf den Wegen. „Im vergangenen Jahr haben Hunde ein Rehkitz gerissen“, sagt Rannow. Mit Leine wäre das nicht passiert. Der Graf, dem der Knipprather Wald gehört, ist für das Freilaufverbot. „Aber da er das Wegerecht freigegeben hat, können nur Stadt und der Kreis Mettmann die Anleinpflicht verhängen“, sagt Rannow.

Vielen Hundehaltern wäre diese Maßnahme sicher nicht recht — Thomas Kober schon. „Die meisten schätzen ihr Tier einfach falsch ein.“ Der Satz „der will doch nur spielen“ wird immer noch gern als Ausrede genutzt, wenn der Hund bellend hinter einem Jogger herläuft.

Als sich ein Fahrradfahrer seinen Hunden nähert, pfeift Kober nur kurz, und Timo, Jasco und Ratz sitzen in Reih und Glied am Wegesrand.

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