Vieles ist erlaubt – nur keine Niederlage gegen die Engländer

Beim Fußballfest am Bandsbusch waren nicht nur die Spieler voller Ehrgeiz.

Hilden. Fiebernd steht Familie Grützner am Spielfeldrand. Eltern, Großeltern, Schwester und Freundin sind gekommen, um David Grützner die Daumen zu drücken. Im Dress des VfB Hilden Süd läuft er aufs Spielfeld, um den Jungs vom englischen Club West Bromwich Albion zu zeigen, wie man richtig Fußball spielt.

"Wir gucken jedes Spiel und drücken die Daumen", strahlt Jasmin Schmitz und zeigt aufs Spielfeld. "Der da mit den weißen Schuhen, das ist David!" Nicht nur er hat seinen eigenen Fan-Club mitgebracht, auch viele andere Spieler lassen sich beim Obi-Cup auf der Bezirkssportanlage am Bandsbusch von Eltern und Freunden bejubeln. "Meine Familie kommt später auch noch", sagt Berkant Jumerovski von Fortuna Düsseldorf.

Matteo Agrusa, Spieler

Kontakt mit den anderen Teams hatte er außerhalb des Spielfelds wenig, die Mannschaften bleiben unter sich, jede will den Sieg mit nach Hause nehmen. Der 15-jährige Berkant ist ebenfalls ehrgeizig: "Klar macht es Spaß, gegen internationale Teams zu spielen. Aber wenn wir hier herkommen, wollen wir auch gewinnen." Sein Freund Matteo Agrusa stimmt ihm zu. "Klar ist es ein Reiz, hier mitzumachen. Aber wir wollen auch zeigen, dass wir besser sind."

Vom olympischen Gedanken "Dabei sein ist alles" ist auch bei den anderen Teams keine Spur zu sehen: Die Spieler des FC St. Pauli lassen vor Spielbeginn ihre Musik aus den Lautsprecherboxen übers Spielfeld tönen, andere Teams gehen noch einmal die Taktik durch oder beobachten die anderen Teams. Die Spiele selbst werden konzentriert und kämpferisch ausgetragen.

Wann hat man schließlich die Gelegenheit, sein Können gegen das U-17-Team Australia zu zeigen oder sich mit jungen Talenten aus Schweden, England oder der Ukraine zu messen? Der Ehrgeiz ist da: "Gegen die Engländer darfst du auf keinen Fall verlieren", raunt ein Zuschauer zwischen Bratwürstchen und Bier seinem Gegenüber zu. Der nickt zustimmend. "Auf gar keinen Fall!"

Für David Grützner und sein Team vom VfB Hilden gilt das allemal. Nach einem Unentschieden gegen das Team Australia und die Mannschaft von Rot-Weiß Essen muss nun ein Sieg her. Nach und nach pilgern immer mehr Besucher zum Spielfeldrand und sehen den VfB-Kickern zu. "Open, open quickly!" brüllt der englische Trainer, "Dranbleiben, macht hinten zu", ruft der Hildener Kollege.

Wie aus der Pistole geschossen, kommen die Anweisungen. Auf dem Spielfeld geht es hin und her, im Hintergrund ist der Jubel des zeitgleich laufenden Spiels FC St. Pauli gegen Team Australia zu hören. Fachsimpeleien am Spielfeldrand gehören ebenso dazu, wie beherztes Anfeuern.

Einziger Wermutstropfen des Fußballspektakels waren die wenigen Zuschauer. Außenstehende fanden kaum den Weg zur Bezirkssportanlage, die Fans waren fast ausschließlich Angehörige und Freunde der Spieler. "Es könnte mehr Stimmung sein", meinte Khalil Hamzi vom VfB Hilden, "aber wir machen schon Stimmung", fügt er zuversichtlich hinzu.

Was Hamzi zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig wie Familie Grützner wusste: Das Spiel gegen West Albion Bromwich endet 0:0 und gegen das Team von St. Pauli gab es auch noch eine 0:2 Niederlage - an den Fans und deren Anfeuerungen hat es aber sicher nicht gelegen.

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