Wie die Jecken früher feierten

Die WZ blickt mit Armin Drösser, Gromoka-Archivar, zurück auf viele Jahrzehnte Karneval in Monheim. Viel weiß er über den Zoch im Jahre 1936.

Monheim. Nur noch einige Stunden, dann ziehen sie wieder. Und tausende Narren jubeln ihnen vom Straßenrand zu. Der Fastelovend treibt auf den Höhepunkt zu. Rosenmontag, 14.11 Uhr, ist es soweit. Unter dem Motto „Janz Monnem jubiliert vor Jlöck, mer kriegen uns Piwipp zurück“ ziehen die Karnevalsgruppen durch die Stadt.

Zu Karneval geht ein Ruck durch die Rheingemeinde. „Su wor et immer, su muss et sinn“, das ist das Motto seit dem Gründungsjahr der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka) 1902. Ein aufmerksamer Beobachter des närrischen Treibens in der Rheingemeinde ist Armin Drösser, Archivar der Gromoka. Er hat Fotos, Filme und Zeitungsausschnitte gesammelt sowie archiviert. Daher weiß er genau, wie sich der Karneval in Monheim entwickelt hat.

„Schon 1903, ein Jahr nach der Gründung, zog ein Riesenzug durch Monheim, prächtige Wagen, tolle Fußgruppen“, erinnert sich Drösser. Damals wurde fröhlich gefeiert, aber nicht jeder Brauch wurde übernommen. „Der Karnevalszug stoppte an der Kapellenstraße. Dort wurde erstmal getanzt, das ist heute nicht mehr vorstellbar“, sagt Drösser. Vom Rosenmontagszug 1936 hat der Archivar viel Material gesammelt. Damals vor 75 Jahren wurde noch fröhlich gefeiert, doch die Naziherrschaft war auch in Monheim zu bemerken. „Manche Rede wurde zensiert“, sagt Drösser.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach schließlich die Rosenmontagszüge. Erst 1949 zog wieder ein Karnevalszug durch die Alte Freiheit. Viele Fotos zeigen die Kriegsfolgen, Monheim war Opfer der Bomben geworden.

Zurück ins Jahr 1936. Da gab es mit dem Kinderprinzen ein Novum. Unter der Leitung des Präsidenten Wilhelm Gethmann wurde die Kinderfastnacht durchgeführt. 1934 zogen die Pänz durch die Alte Freiheit, einen Prinzen gab es aber erst 1936.

Die Wahl war auf Heinz Steinborn gefallen, Josefine Kufen wurde als Prinzessin erkoren. „Ich war mit ein paar Freunden in der Eifel im Ferienlager, als ich von zu Hause einen Brief erhielt, dass ich dringend nach Monheim zurückkommen solle, ich wäre als Prinz auserkoren“, sagte Steinborn damals nach seiner Wahl. „Es wurde nicht lange gefragt, ob ich dazu Lust hätte, es war selbstverständlich, dass ich mitmachte“, erinnert er sich. Ein Prinzenwagen wurde gebaut, eine Kinderprinzengarde stand ihm zur Seite.

Am 23. Februar 1936 ging der Zug durch Monheim Herold und Bannerträger vorneweg. „Meine Mutter schneiderte mir einen Prinzenumhang aus alten Übergardinen, die Prinzenmütze wurde aus Pappe gebastelt. Ein paar rote Bäckchen wurden mit Schuhcreme aufgetragen.

Es kam früher sogar vor, dass in den großen Nachbarstädten mal ein Rosenmontagszug ausfiel. Dann zog es alle nach Monheim. „Nach dem Rosenmontag war in Monheim immer auch vor dem Rosenmontag“, meint Drösser. „Die Leute lebten für ihren Fastelovend, jeder brachte sich ein.“ Vor 75 Jahren gab es einen Zug mit 20 Wagen, etlichen Fußgruppen und Musikgruppen.

Der Elferratswagen war ein geflochtener Korb. „Unendliche Mühe steckte dahinter“, erklärt Drösser. Er hat bereits ein Buch über den Karneval herausgebracht, ein Film soll folgen. Die Nachfrage ist bereits riesig.

Armin Drösser lebt zwar für den Karneval, Prinz wollte er aber nie werden. „Das Archivieren der Geschichte macht mir viel mehr Freude.

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