WZ-Reporterin im Bastelzimmer

Bastelzimmer statt Schreibtisch, witzige Kleinkinder statt nervender Kollegen: Ihren Besuch in einer Kita empfand die WZ-Reporterin als höchst angenehm.

Monheim. Die Blicke kleben an der Reporterin. Sie sitzt auf einem der kleinen roten Stühle und will am Samstag mit den Kindern der Awo-Kita Grünauer Straße basteln. Lange ist es her, dass sie mit Kleber, Schere und Knete hantiert hat, umso wichtiger ist ihr jetzt die Unterstützung der Fünfjährigen. Leon hat die Lage erkannt. Entschlossen zieht er die Nase hoch. „Das bekommen wir hin.“ Das ist eine Ansage. Und der Reporterin wird klar: Léon ist der Macher der Truppe.

Es riecht nach Wachsmalstiften und Kaffee, in der Bastelecke ist es kuschelig warm. Die Regentropfen prasseln gegen die Fensterscheibe, und die Reporterin ertappt sich bei dem Gedanken, den Basteltisch heute gar nicht mehr verlassen zu wollen.

Erzieherin Jeanette Bartz macht den Einstieg: „Was haben wir denn für eine Jahreszeit?“ Die Hände aller Kinder schnellen nach oben. „Herbst“, rufen sie durcheinander und liefern auch gleich ihre Beobachtungen mit. „Das Obst fällt runter“, sagt Léon. „Und wird viel leckerer“, ergänzt Milena.

„Die Tannenzapfen fallen auch runter“, ruft Laura und schafft damit, ohne es zu wissen, die perfekte Überleitung zum heutigen Bastelmotto. „Genau. Und aus den Tannenzapfen wollen wir jetzt Vögel machen“, erklärt Erzieherin Jeanette Bartz.

Das Thema ist vorgegeben, die Kinder sind in heller Vorfreude, die Blicke auf die Erzieherin gerichtet. Jeanette Bartz lässt sich die notwendigen Materialen aufzählen und verteilt bei jeder richtigen Antwort Pappe, Bleistifte und Scheren auf dem Tisch.

Die Kinder auf der einen Seite des Tisches sollen mit dem Schnabel für den künftigen „Zapfenvogel“ beginnen, die andere Seite mit dem Formen der Knete für die Augen. „Aber wir wollten mit der Knete anfangen“, sagt Milena trotzig.

Die Reporterin ist überfordert und befürchtet das große Chaos. „Ihr seid danach dran“, sagt die Erzieherin mitfühlend, aber bestimmt. Die knappe Antwort der Fünfjährigen, die eben noch eine Schnute gezogen hat: „Okay.“ Die Reporterin schlussfolgert: Milena ist die Vernünftige der Gruppe.

Die Kinder zeichnen eine Raute auf die kleine orangefarbene Pappe, schneiden sie aus und knicken sie in der Mitte. Leona, die Schüchterne, gibt schnell auf. „Das schaffe ich nicht“, nuschelt sie und bekommt von der anderen Seite des Tisches noch einen mitgegeben: „Die Leona kann das gar nicht“, quietschen die Mädchen.

Und die Reporterin realisiert spätestens jetzt, dass fünfjährige Mädchen am Basteltisch auch nicht besser sind als 30-jährige Frauen im Berufsleben. Die Erzieherin spricht die magischen Worte: „Vögel sehen ja auch nicht alle gleich aus.“ Gutes Argument.

Jetzt kommt die — wie Léon es treffend formuliert — „Klebemaschine“ zum Einsatz. „Das funktioniert auch mit normalem Kleber, trocknet aber nicht so schnell“, erläutert die Erzieherin. Der ausgeschnittene Schnabel wird mit dem heißen Kleber an der flachen Seite des Tannenzapfens befestigt. Die Heißklebepistole kennen die Kinder bereits — die Ehrfurcht vor dem Gerät ist allen anzusehen.

Aus dem Pappkarton voller bunter Federn sucht sich jedes Kind zwei aus, die noch an die Seiten geklebt werden. Die Knetkugeln werden über dem Schnabel angedrückt. Damit der Vogel auch fliegen kann, wird zum Abschluss noch ein Wollfaden befestigt. Fertig ist der Zapfenvogel.

Léon ist der Erste, der mit seinem neuen Kumpel zwitschernd durch den Raum läuft. Die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder ist nach rund 40 Minuten ausgereizt. Alle Vögel sind fertig, draußen regnet es noch immer. Und der Reporterin schwant, dass auch sie den Basteltisch verlassen muss.

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