Mordprozess: Söhne haben keine Erinnerung an Gewalt

Im Prozess gegen den Mann aus Velbert, der seine Frau getötet haben soll, berichten die 20 und 23 Jahre alten Söhne von Streitereien, aber nicht von Übergriffen.

Wuppertal/Velbert. Voller Zögern haben am Dienstag zwei Velberter (20 und 23) im Mordprozess gegen ihren Vater (53) vor dem Landgericht Wuppertal ausgesagt. Der frühere Geschäftsmann ist angeklagt, Ende Januar seine Ehefrau im gemeinsamen Haus in Velbert-Langenberg getötet zu haben (WZ berichtete). Er soll sie heimtückisch überfallen, gedrosselt und dann erwürgt haben.

Am Dienstag berichteten die Söhne von einem Familienleben, das von ständigen Streitereien geprägt war. Der Großvater und eine Tante verfolgten jedes Wort der jungen Zeugen, warfen sich dabei Blicke zu und runzelten die Stirn. Die Angehörigen der Getöteten beteiligen sich als Nebenkläger am Verfahren.

Bisher haben im Prozess Zeugen aus Familie und Bekanntenkreis den Angeklagten vielfach scharf kritisiert. Er sei aufbrausend und nur an Geld interessiert, seine Frau habe schon vor Jahren über Schläge geklagt, so lauteten die Schilderungen.

Der Vater verfolgte die Aussage seiner Söhne per Video aus einem Nebenraum, so hatte es das Gericht bereits bei der Aussage der Tochter (19) angeordnet. Die Söhne hatten zuvor angekündigt, ihre Aussage zu verweigern, wenn der Vater im Saal wäre.

Ob er Gewalt erlebt oder gesehen habe, fragte der Vorsitzende Richter den Älteren. Der schwieg, zuckte mit den Schultern. „Das ist Ihre Antwort auf viele Fragen. Aber Sie wissen es doch, wenn es so war“, insistierte der Richter.

Gewalttätigkeiten habe er zu Hause nicht gesehen, erklärte der Zeuge. Weihnachten vor der Tat — der 20-Jährige lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Langenberg — sei allerdings die Spannung besonders spürbar gewesen: „Ständig hat mich einer von den beiden angerufen. Ich bin schließlich nicht mehr ans Telefon gegangen.“

Die Aussage eines Freundes der Familie hält ihm der Richter vor: Demnach habe die Mutter bei einer Gelegenheit vor den Kindern von Schlägen berichtet. „Daran erinnere ich mich nicht“, sagte der 23-Jährige.

Seit der Tat habe er zur Familie nur noch wenig Kontakt. Seinen Vater habe er nur einmal im Untersuchungsgefängnis besucht: „Er hat mich gefragt, ob ich seine Firma weiterführen will.“ Das komme aber für ihn nicht infrage.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort