Beauftragter für Behinderte: Wer folgt auf Peter Kuhn?

Ein Beauftragter für Behinderte wird gesucht. Amtsinhaber ist kürzlich zurückgetreten.

Haan. Peter Kuhn weiß, was Menschen mit Behinderungen empfinden. „Jeder hat immer das Schlimmste“, sagte der ehemalige Behindertenbeauftragte der Stadt Haan, der sein ehrenamtliches Engagement zum 30. September dieses Jahres auf eigenen Wunsch und auf Anraten seiner Ärztin beendet hat.

Fingerspitzengefühl sei gefragt. „Man muss zuhören und sich auf den Menschen gegenüber einlassen“, sagte Kuhn und machte damit deutlich, dass es allein mit dem Besetzen der Stelle nicht getan ist.

Einen Mann habe er mehr als zwei Jahre begleitet, so lange habe es gedauert, bis dessen Krankheiten anerkannt wurden, zahlreiche Widerspruchsverfahren habe er abwickeln müssen.

Peter Kuhn hat sein Amt niedergelegt, weil der Aufwand, die zahlreichen Betroffenen ehrenamtlich zu beraten, zu betreuen und zu begleiten, immer größer wurde. „Wir reden über 15 Prozent der Bevölkerung, über 4700 Betroffene“, sagte er am Mittwochnachmittag im Sozialausschuss.

„Wenn nur fünf Prozent davon in die wöchentliche Sprechstunde kommen, wären das 231 Menschen“, fügte er hinzu. Hätte er sein Amt bis zum Ende des Jahres fortgeführt, hätte er diese Zahl auch erreicht.

Die Zahl der Stunden, die Kuhn aufgebracht hat, läge jenseits der 100. Überzeugen musste Kuhn die im Sozialausschuss vertretenen Fraktionen nicht mehr. Die waren sich schnell darüber einig, dass eine Stadt wie Haan einen Behindertenbeauftragten braucht. Gleichzeitig dankten sie Kuhn für sein außerordentliches Engagement.

„Sie haben uns im vergangenen Jahr sehr beeindruckt, mit dem was Sie getan haben“, sagte der Ausschussvorsitzende Bernd Stracke: „Ich finde es gut, dass Sie so offen und ehrlich sind.“ Gleichzeitig forderte er von dem Gremium eine grundsätzliche Entscheidung darüber, ob die Stadt einen ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Behindertenbeauftragten braucht, oder sie das Amt ruhen lasse.

„Es gibt nur noch wenige kleine Städte, die mit Ehrenamtlern in diesem Bereich arbeiten“, sagte Sozialamtsleiter Udo Thal. In großen Städten sei dies längst nicht mehr der Fall. Thal erläuterte, dass Kuhn als Person und Dienstleister in Anspruch genommen wurde.

„Es kamen Bürger zu ihm, die die Behördenschwellen nicht übertreten wollten oder konnten“, sagte er. Thal persönlich habe sich bemüht, aufzupassen, dass sich Kuhn nicht überarbeitet — konnte dies am Ende aber nicht verhindern.

„Wir haben immer wieder thematisiert, was durch sein Engagement entstehen wird“, sagte Thal, und auf Antrag der Stadtverordneten Meike Lukat wurde das Arbeitsaufkommen Kuhns in Stellenanteile bei der Verwaltung umgerechnet. „Wir werden mindestens bei einer halben Stelle landen“, sagte Thal. Dann müsste vielleicht mit Normalmaß gearbeitet werden.

Unterstützung kam auch von der Ersten Beigeordneten. „Ein Behindertenbeauftrager ist unverzichtbar für die betroffenen Menschen“, sagte Dagmar Formella, die als Kämmerin gleichzeitig darauf verwies, dass sich die Stadt im Nothaushalt befinde, es eine Personalkostendeckelung und keine entsprechende Stelle für dieses Amt gebe. Dennoch will sie eine Mindestplanstelle von 0,5 in den Stellenplan 2012 aufnehmen und bekam dafür das einstimmige Votum des Gremiums.

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