Die Masche mit der Wolle

Andrea Schleicher und Sigrid Loges-Dielmann haben ihren Traum verwirklicht und führen einen Wollladen.

Haan. Sie stricken seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten, aber sie sind nicht mehr zu hören. Das klingende Klappern der Stricknadeln von Andrea Schleicher und Sigrid Loges-Dielmann ist verstummt. Denn wer heutzutage strickt, der geht diesem Hobby mit Nadeln aus Bambus oder Rosenholz nach, greift — je nach finanzieller Möglichkeit — auch mal zur Designernadel.

„Die Nadeln, die nicht mehr wie früher aus Metall sind, sollen auch die Hände schonen. Und sie fühlen sich auch viel wärmer an“, sagt Loges-Dielmann. Die 50-Jährige strickt pausenlos. Genau wie Andrea Schleicher (51).

Das Strickfieber, das hat beide schon in der Jugend erfasst. „Wir haben uns als Achtjährige kennengelernt und hatten immer den Traum von einem eignen Wollladen“, sagt Schleicher. Und diesen Traum haben die beiden jetzt verwirklicht. Zwar ist Schleicher die Inhaberin, aber „wir führen den Laden schon zusammen“, sagt sie. Vor zwei Jahren haben sie das Haaner Woll(e)-Haus in den Räumen einer ehemaligen Videothek an der Turnstraße eröffnet — mit viel, viel Platz für Wolle und kreative Ideen.

„Im Winter kommen wir allerdings gar nicht dazu, im Geschäft zu stricken“, sagen die Frauen. „Jetzt beginnt unsere Hauptsaison, das ist quasi wie mit den Winterreifen. Auch unsere Hauptzeit liegt zwischen Oktober und Ostern.“ Schleicher greift bis tief in der Nacht zu den Nadeln, Loges-Dielmann steht fürs Stricken morgens sogar eine Stunde früher auf. „Mit einem Kaffee dazu kann ich meine Gedanken ordnen und ganz entspannt den Tag beginnen“, sagt sie.

Ergebnisse der kreativen Handarbeit liegen und hängen im Laden verteilt. Strickjacken, aber momentan vor allem Schals und Mützen sollen die Lust am Stricken wecken. „Anfänger sollten mit einem Schal beginnen“, empfiehlt Schleicher. „Nur rechte Maschen, an den Enden zusammennähen und fertig ist der Loop. Dafür brauchen Sie nur drei Knäuel, und das ist auch nicht so teuer.“ Loop? Die Fachfrau klärt auf: „Das ist der zusammengenähte Schal.“

Seit zwei Jahren liege Stricken wieder voll im Trend. „Zu uns kommen sogar Schulklassen, dann müssen auch die Jungs ran, aber selbst die haben es geschafft“, sagt Schleicher. „Aber es gab eine Zeit, da war Handarbeit in den Schulen kein Thema“, erinnert sich ihre Freundin. Da sei eine ganze Generation verloren gegangen. Deshalb kämen oft auch Mütter mit ihren Töchtern, um nach den neuesten Trends zu fragen. „Modern ist, was auch in der Mode modern ist“, sagt Loges-Dielmann. Grober Strick zum Beispiel, gestrickt mit ganz dicken Nadeln. „So ein Maschenbild finden Sie dann auch bei Mützen und Schals, die auf der Kö angeboten werden“, schwärmt Schleicher. Und es gehe schnell. Ganz anders als Socken beispielsweise. Pro Exemplar brauche es acht Stunden.

Und überhaupt. Die Sockenstricker. „Die stricken nur Socken, weil sie denken, alles andere sei zu schwer. Und die, die alles andere stricken, trauen sich nicht an die Socken“, erzählen die Frauen und lachen. Dass sie das Stricken glücklich macht, ist nicht zu übersehen. „Wir hängen eben an der Nadel“, sagt Schleicher. Und lacht schon wieder.

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