Diskussion um Unterkünfte

Egal, wo die Stadt Asylbewerber unterbringt, sie muss zwischen 45 000 und 139 000 Euro in die Hand nehmen. Erster Protest kommt aus Unterhaan.

Haan. Martina und Peter Derieth haben an den Rat der Stadt geschrieben. Das Ehepaar lebt in Unterhaan an der Bachstraße und protestiert gegen die beabsichtigte Belegung des leer stehenden Schulgebäudes an der Bachstraße 64 mit Flüchtlingen und „gegen die schon wieder für Unterhaan geplante Belastung mit Problemfällen“. Aus ihrer Sicht wird Unterhaan zum Abstellgleis. „Offensichtlich bietet sich Unterhaan immer wieder als bequeme Lösung für Problemfälle an, das weit genug entfernt von der Innenstadt liegt, um dort keinen Makel oder Probleme zu haben“, heißt es in ihrem Schreiben weiter.

Nachdem im Sozialausschuss am 20. November die Suche nach möglichen Unterkünften für Asylantragsteller und Obdachlose diskutiert wurde, hat sich nun auch der Haupt- und Finanzausschuss dem Thema angenommen. Das städtische Gebäudemanagement hatte die möglichen Standorte und die dort notwendigen Maßnahmen miteinander verglichen. Im ehemaligen Schulpavillion an der Bachstraße könnten vier Großfamilien mit 20 bis 25 Personen einquartiert werden. Zuvor müsste die Stadt dort etwa 45 000 Euro investieren, unter anderem für vier Duschkabinen, Anschlüsse und Brandschutz. Im ehemaligen Musikschulgebäude an der Dieker Straße 49 könnten im Erdgeschoss zwei Großfamilien und ein Ehepaar (zehn bis 15 Personen) untergebracht werden. Dort müsste allerdings eine komplette Sanitärinstallation vorgenommen werden, auch der Brandschutz hat erhebliche Mängel. Die berechneten Investitionskosten belaufen sich dort auf 88 000 Euro, wird das erste Obergeschoss dazu genommen (Platz für fünf Großfamilien und ein Ehepaar), müssten 139 000 Euro investiert werden.

„Beides sind Schulgebäude, für die Unterbringung von Familien wäre die Bachstraße mit ihren großen Klassenräumen besser geeignet“, sagte der Technische Dezernent Engin Alparslan. Würden sie an der Dieker Straße einquartiert, „müssten sich die Menschen den Räumen anpassen“. Während SPD, FDP, GAL und UWG allein schon aus Kostengründen für die Investitionen in die Räume an der Bachstraße plädierten, sprach sich die CDU für die Nutzung des ehemaligen Musikschulgebäudes aus. „Wenn wir Menschen an der Bachstraße doch länger als ein halbes Jahr unterbringen müssen, würden wir uns die gesamte Planung für das Gelände Bachstraße auf Jahre blockieren“, gab Jens Lemke (CDU) zu Bedenken. „Und wir sehen an der Dieker Straße die Möglichkeit der Weiternutzung, zum Beispiel dann, wenn das Gymnasium saniert wird und wir Räume suchen“, ergänzte Reiner Wetterau (CDU). Bernd Stracke (SPD) bezweifelte, dass dort eine menschenwürdige Unterbringung möglich ist. Die endgültige Entscheidung trifft der Stadtrat.

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