Ein Sinnbild der Kampfeslust

Nach langen Diskussionen wurde der Bergische Kräher vor 75 Jahren zum Haaner Wappentier auserkoren.

Haan. Nein, gerupft sieht er nicht aus, der Bergische Kräher, der seit 75 Jahren das Haaner Stadtwappen ziert. Aber eine schwarze Feder hat das Tier verloren. Ob im Kampf oder schlicht in der Mauser, das ist nicht bekannt. „Wolfgang Pagenstecher hat dazu keine Angaben gemacht“, sagt Stadtarchivarin Birgit Markley: „Das ist nicht wirklich klar.“

Der Düsseldorfer Heraldiker (Wappenkundler) hat das Haaner Stadtwappen entworfen. Doch bevor sich der eigens für die Lösung der Wappenfrage eingesetzte Beirat für dessen Wappen entschied, begann in der Stadt eine über Jahre kontrovers geführte Diskussion, die mit der Verleihung der Stadtrechte am 12. Februar 1921 begonnen hatte.

Weil Unterlagen über ein älteres Wappen der Stadt nicht mehr vorhanden waren, standen sich zwei Anhängergruppen gegenüber. Die einen bevorzugten ein botanisches Symbol, weil sich der Ortsname Haan von Hagen, Hain (kleiner Wald) herleitet. Die anderen befürworteten ein sogenanntes „sprechendes Wappen“. „Davon wird in der Wappenkunde gesprochen, wenn aus dem Hören des Ortsnamens ein Wappentier gebildet wird“, sagt die Stadtarchivarin und nennt als Beispiel Berlin. „Die Hauptstadt trägt einen Bären in ihrem Wappen, obwohl die Stadt eigentlich nichts mit diesem Raubtier verbindet. Es klingt nur ähnlich“, sagt sie. Und so sei es auch in Haan gekommen. Besagter Beirat entschied sich für das „sprechende Wappen“ von Wolfgang Pagenstecher.

Und der hat seine Wappenbildung im Jahr 1936 unter anderem so begründet: „Nicht nur der einfache Mann denkt bei dem genannten Ortsnamen zunächst an den kampflustigen Vogel, sondern auch mancher Gebildete. Wie in so vielen Fällen bilden wir hier nach dem Klange des Ortsnamens das Wappen der Stadt (. . .). Der Hahn, ein ,Bergischer Kräher’, im Wappen der Stadt, ist auch ein vortreffliches Sinnbild für den kampfesfrohen Geist, von dem Einwohner der Stadt Haan von jeher für ihre Heimat beseelt sind.“

Und für diesen angesprochenen Kampfgeist der Haaner könnte auch des Hahns verlorene Feder stehen. „Allerdings nicht im Kampf um das Bewahren der Eigenständigkeit der Stadt Mitte der 1970er-Jahre“, betont Markley. Denn als die kommunale Neugliederung anstand, hatte sich der Hahn schon seit mehr als 40 Jahre als Wappentier etabliert. „Es könnte vielmehr eine Anspielung auf den Kampf der Haaner um ihre Stadtrechte sein“, sagt die Fachfrau für Stadtgeschichte. Der begann Ende des 19. Jahrhunderts und „wurde 1894 etwas unglücklich unterbrochen“, sagt Markley. Denn den Haanern wurden nicht nur die Stadtrechte verweigert, von der Bürgermeisterei Haan wurden auch Gruiten, Schöller und Millrath abgeteilt und bis zum 1. Januar 1975 dem eigens dafür gegründeten Amt Gruiten zugeteilt.

Birgit Markley: „Die Gruitener behaupten ja immer, sie hätten mit Haan nichts zu tun gehabt, aber eigentlich gehörten sie schon seit der Einführung der Bezirke durch Napoleon 1808 zur Bürgermeisterei Haan.“

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