Gastronomie: „Komm, wir geh’n zum Speck“

Seit mehr als 75 Jahren gibt es das Speckstübchen an der Kaiserstraße. Schon die Eltern des jetzigen Pächters Jens Lüdelings haben die Gaststätte bewirtet.

Haan. Sein Alter ist dem „Speckstübchen“ nicht anzusehen. Unddem Inhaber auch nicht. „Für meinen 75. habe ich mich doch prima gehalten“, witzelt Jens Lüdeling. Seit September 2006 ist er der Chef des gutbürgerlichen Restaurants, das auf eine mehr als 75-jährige Geschichte zurückblicken kann. Aber Lüdeling ist mit dem Lokal an der Kaiserstraße schon länger verbandelt. Denn die Vorgänger-Pächter waren seine Eltern Hannelore Lüdeling und Hans-Jürgen Hesse.

„Dabei wurde das bei uns knallhart gehandhabt: Kinder haben in der Kneipe nichts verloren“, erinnert der 43-jährige sich. Erst mit 14 Jahren stand er erstmals hinter dem Tresen. „Andere haben Rasen gemäht oder Autos gewaschen. Ich habe mir im elterlichen Betrieb das Taschengeld aufgebessert.“ Das Geschäft eines Tages zu übernehmen, „daran habe ich damals nicht gedacht“. Als er später — inzwischen hatte er nicht nur seine Ausbildung zum Koch absolviert, sondern in verschiedenen Häusern an Töpfen und Pfannen gezeigt, was er kann — gefragt wurde, hatte er doch Interesse, das Traditionshaus zu übernehmen. Und baute als erstes radikal um.

Küchentrakt, Sanitärbereich, Gesellschaftsraum und Terrasse wurden „komplett neu gestaltet. Da blieb kein Stein auf dem anderen.“ Von Januar bis Ende August war wegen der Riesenbaustelle komplett geschlossen. Wesentlich heller und großzügiger wirkt das Lokal seither. An dem, was die Speisekarte an Genuss auf gut deutsch bietet, wurde nichts verändert. „Ein Teil unserer Familie stammt aus der Pfalz.“ Da bot es sich an, einen entsprechenden Schwerpunkt zu setzen. Der Saumagen, so schwärmen Fans, sucht seinesgleichen. Und das Verzeichnis passender Weine von der südlichen Weinstraße ist auch nicht ohne.

Das Wochenprogramm im Stile Jens Lüdelings hat ein festes Gerüst, um das sich à la carte-Gerichte ranken. Freitags gibt es abends eine ofenfrische Grillhaxe, Samstag zum Mittagsbrot einen deftigen Eintopf und anstelle des Sonntagsbratens ein ausgewähltes dreigängiges Menü, je nachdem, was die Viktualien der Saison bieten.

Leckeres aus frischen Zutaten zuzubereiten und „Lebensmittel“ als Mittel zum Leben zu verstehen, damit steht der Küchenchef ganz im Dienst und Geist des ursprünglichen Restaurantgründers. „Das war Paul Löbe, ein waschechtes Haaner Urgestein“, wie Jens Lüdeling erklärt. Und weil dessen Figur nicht gerade an eine Birke erinnerte, wurde der stattliche Wirt von Freunden und Kollegen „Speck“ gerufen. „Das hieß dann: ‚Komm’, wir gehen zum Speck in die gute Stube’. Und da wurde schnell ‚Specks Stübchen’, also das ‚Speckstübchen’ draus.“

Mal ein Krimi-Dinner oder eine Whiskey-Verkostung komplettieren das Spezialitätenprogramm. Und nach Meinung der Speckstuben-Liebhaber und ihres Besitzers darf das auch gerne in den kommenden Jahren so weitergehen. „Ob ich die nächsten 25 Jahre bis zum 100. Geburtstag hier noch erlebe? Dann bin ich ja 68!“, rechnet Jens Lüdeling blitzschnell. „Na ja, wenn ich dann noch so fit bin wie jetzt, dann können wir mal gucken . . .“

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