Kunden müssen beim Juwelier klingeln

Nach sechs Überfällen und zwei Trickdiebstählen hat Cezmi Yildiz seinen Laden jetzt besonders gesichert.

Kunden müssen beim Juwelier klingeln
Foto: Olaf Staschik

Haan. Die Täter agierten blitzschnell und unauffällig: Dass ihm zwei teure Goldarmbänder fehlten, stellte der Haaner Juwelier Cezmi Yildiz erst bei einer Inventur fest. Daraufhin schaute er sich die Aufnahmen der Video-Überwachungsanlage einmal genauer an. Und siehe da: Nachdem er die Armbänder — das eine rund 1200, das andere 700 Euro wert — aus der Auslage genommen hatte, hatten die vermeintlichen Kunden sie in einem Augenblick unbeobachtet verschwinden lassen.

Nun hat Cezmi Yildiz die Nase voll. Seit kurzem können Kunden sein Geschäft nur noch betreten, nachdem sie geklingelt haben und Yildiz ihnen persönlich aufmacht. „Diese Vorkehrung dient auch zu Ihrer persönlichen Sicherheit“, wirbt der Juwelier in einer Information an seine Kunden. Die Investition in das Sicherungssystem hat ihn gutes Geld gekostet. „Aber ich habe durch die Überfälle und Trickdiebstähle auch sehr große finanzielle Verluste gehabt“, erklärt er. Vor drei Jahren war Yildiz schon einmal an die Öffentlichkeit getreten. Damals war er Opfer mehrerer Einbrüche beziehungsweise Einbruchsversuche. Yildiz sammelte gemeinsam mit zehn weiteren Haaner Kaufleuten 5000 Unterschriften, um die Forderung des Einzelhandels nach einer rund um die Uhr besetzten Polizeiwache in Haan zu untermauern. Die Liste bekam CDU-Bundestagsabgeordnete Michaela Noll. Sie kümmerte sich bei Landrat Thomas Hendele um das Anliegen. Doch am Ende stand die Überzeugung, „dass die Sicherheit nicht durch eine 24 Stunden besetzte Haaner Wache, sondern über eine entsprechende Anzahl verfügbarer Streifenwagen im Stadtgebiet hergestellt wird“, teilte Noll mit.

Dass die Polizei auf Haans Straßen präsent ist, bestätigt Yildiz. „Manchmal dekoriere ich meine Schaufenster bis Mitternacht und beobachte dabei, dass Streifen vorbeikommen und ein Auge auf die Geschäfte haben.“ Das bestätigt Polizei-Sprecherin Claudia Partha: „Es sind Funkwagen draußen. Wir fahren in Haan Tag und Nacht Streife.“ Der Einzelhändler Ingo Reinsdorf, damals Unterstützer der Aktion, berichtet, dass es in der Haaner Innenstadt „anscheinend ruhiger geworden ist“. Als störend werden zurzeit eher Jugendliche empfunden, „die die Marktpassage als Freizeitstätte nutzen“.

Der Wunsch nach einer länger besetzten Polizeiwache ist aus seiner Sicht noch nicht vom Tisch: „Ich kann ja verstehen, wenn sie vielleicht nicht rund um die Uhr besetzt werden kann. Aber schon um 16 Uhr dicht zu machen, ist zu früh.“

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