Stadt sieht im Bildungspaket „ein bürokratisches Monster“

Das Bildungspaket ist laut Stadt nicht so durchorganisiert, dass Anträge einfach bewilligt oder abgelehnt werden können.

Haan. Udo Thal, Leiter des Amtes für Jugend und Soziales, nennt das Bildungspaket ein „bürokratisches Monster“. Und Angelika Bachmann-Blumenrath, Leiterin des Awo-Hauses für Familien am Bandenfeld, empfindet den damit verbundenen Arbeitsaufwand als viel zu hoch und sagte im Jugendhilfeausschuss: „So, wie es derzeit läuft, kann es nicht weitergehen.“

Knapp 250 Anträge sind bislang bei der Stadt eingegangen. „Von 101 Antragstellern“, so Thal. Der Schwerpunkt der Anträge auf Zuschüsse für Kinder aus Familien, die zu den sogenannten Geringverdienern gehören, liege im schulischen Bereich: finanzielle Unterstützung bei den Mahlzeiten, der Übermittagbetreuung, im Offenen Ganztag oder für die Teilnahme an Ausflügen.

„Die Verwaltung hat die Arbeit aufgenommen, um die seit April aufgelaufenen Antragsrückstände abzuarbeiten“, sagte Thal. Wie berichtet, sollte die entsprechende Stelle im Rathaus erst extern besetzt werden. Inzwischen wurde eine aus dem Erziehungsurlaub zurückgekehrte Mitarbeiterin mit der Aufgabe betraut. „Wir müssen unsere Kollegin eigentlich einmal am Tag aufbauen“, sagte Astrid Ruschke-Schwinghammer, Leiterin der Abteilung Schule und Sport, in der die Anträge inzwischen bearbeitet werden. Das Verfahren ist laut Thal nicht so durchorganisiert, dass die Anträge schlicht bewilligt oder abgelehnt werden können. „Viel war so nicht zu bearbeiten, teilweise fehlten Unterlagen, und wir mussten die Antragsteller neu anschreiben.“

„Wir können zum Beispiel Anträge auf Lernförderung nur stattgeben, wenn das Klassenziel gefährdet ist“, nannte Ruschke ein Beispiel. „Dies geht aber erst aus dem Halbjahreszeugnis hervor.“ Und das wird den Schülern Ende Januar ausgehändigt.

In den Genuss des Bildungspakets kommen auch Empfänger von Wohngeld. „Wenn diese Unterstützung zum 31. Januar ausläuft, dann aber verlängert wird, geht das Verfahren für die Unterstützung aus dem Bildungspaket von vorn los. Denn die Antragsteller müssen nachweisen, dass sie auch weiter Wohngeld bekommen“, sagte sie. „Aber wir bemühen uns, allen gerecht zu werden.“

Wann die Rückstände abgearbeitet sind, stehe noch nicht fest. „Wir versuchen, nach Dringlichkeit zu entscheiden“, sagte Thal. Auf die Feststellung von Jochen Sack (GAL), die personelle Ressource im Rathaus sei ja nur auf drei Monate befristet, antwortete Thal: „Die personelle Frage ist weder abschließend noch langfristig geklärt. Die Verwaltung garantiert aber die kontinuierliche Bearbeitung.“

Angelika Bachmann-Blumenrath kritisierte, dass für die Finanzierung des Mittagessens noch kein Geld aus dem Paket geflossen ist. „Das ist für uns eine unbefriedigende Situation“, sagt sie. Denn die Einrichtung trete in Vorleistung. „Uns fehlt ein Kontrollmechanismus, ob alle Anträge eingegangen sind und wie lange gezahlt wird.“ Sie berichtete auch von erleichterten Eltern, die sich über Zuschüsse zu Klassenfahrten ihrer Kinder freuen. „Aber auch die haben noch kein Geld bekommen.“

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